Stadtroda. Saale-Holzland: Zweimal im Jahr muss der Stadtrodaer Stephan Behnke die Gefühle wechseln, und zwar von Grund auf. Wie er es schafft, in jeder seiner Rollen eine gute Figur zu machen.

Stephan Behnke aus Stadtroda führt ein Doppelleben. Das Ungewöhnliche an dieser Situation: Jeder weiß es. Sogar seine Frau. Im Frühjahr schlüpft der 33-Jährige ins Osterhasenkostüm, im Winter gibt er beim Adventsglühen und zu anderen Anlässen den Weihnachtsmann.

„Eigentlich gefällt mir die Figur des Weihnachtsmanns noch besser als die des Osterhasen“, verrät Behnke. „Ich mag die weihnachtliche Atmosphäre, die ich viel länger genießen kann als die Osterzeit.“ Jedes Jahr am Heiligabend besucht er zwischen 14 und 20 Uhr Familien, um deren Kinder zu bescheren. Oft zum Missfallen seiner Frau. Bisher konnte er sie aber immer besänftigen.

Die heiligen Abende seien etwas ganz Besonderes, erzählt Behnke. „Ein Kind singt ein Lied oder sagt für den Weihnachtsmann ein Gedicht auf, ein anderes spielt Klavier. Da bin ich manches Mal den Tränen nah.“ Vor etwa drei Jahren erhielt er den Zuschlag der Stadtverwaltung auf seine Bewerbung als Osterhase und zieht sich seitdem mit Leidenschaft das Fell über die Ohren.

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Weniger tränenreich als Weihnachten wird das Osterfest ablaufen, insbesondere der Spaziergang am Ostermontag, der in diesem Jahr nach Quirla führt. Der freundliche Osterhase namens Stephan hat sich mit dem nötigen Eiervorrat bereits eingedeckt und die Riemen seiner Kiepe dem turnusmäßigen Belastungstest unterzogen.

Am Zielort will er beim traditionellen Eierwerfen mit gekochten und gefärbten Hühnereiern nicht auf dem letzten Platz landen, denn seine Gegner im Kindesalter seien nicht zu unterschätzen. „Es gab schon Würfe, die an der Zehn-Meter-Marke kratzten“, erzählt er. Die Eier kommen in gehäkelte Säckchen und werden dann so weit wie möglich weggeworfen. „Bisher lag ich im hinteren Drittel, aber das ist in Ordnung“, sagt er mit Blick auf die durchschnittlich 130 Zentimeter große Konkurrenz.

Dem Osterhasen auf der Spur

Zu Ostern hat der junge Mann keine kirchliche, eher eine weltliche Bindung. „Ich bin für ein Miteinander im Leben, nicht für ein Gegeneinander“, sagt er. Natürlich sei auch er als Kind mit seinem Körbchen losgezogen, um dem Osterhasen auf der Spur zu bleiben. „Wir hatten ein Grundstück, da gab es viel Platz zum Verstecken der Osterüberraschungen“, lässt Stephan Behnke an seinen Erinnerungen teilhaben.

Jetzt, Jahre später, finde er die Osterspaziergänge schön. „Im letzten Jahr waren Besucher aus dem Ahrtal dabei. Sie hatten hier Verwandte besucht und nutzten die Zeit, um das Fest zu genießen und auf andere Gedanken zu kommen“, erzählt Behnke, noch immer bewegt von den Schilderungen der Leute aus dem Hochwassergebiet.

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Meist sei der Spaziergang aber von Fröhlichkeit geprägt. Am Zielort gibt es Kaffee und Kuchen. Natürlich werde der Mensch im grauen Hasenkostüm von den Kindern regelrecht bestürmt. „Manche streicheln mir übers Fell und wer beim Suchen nichts oder nur wenig gefunden hat, fragt mich, ob ich noch etwas in meiner Kiepe habe“, sagt Behnke und lacht.

Mental hat er sich schon auf seinen Auftritt vorbereitet. 14 Uhr treffen sich die Spaziergänger am Ostermontag (1. April) am Schützenhaus in Stadtroda. Von dort führt sie der Weg nach Quirla, wo sie sich zu Speis und Trank niederlassen und jede Menge Spaß haben werden.