Königshofen. Jana Scheiding über Dinge, die passieren können, wenn man Künstliche Intelligenz ausschaltet

Gelegentlich schalte ich die Künstliche Intelligenz – zum Beispiel das Navi im Auto – aus, damit meine natürliche nicht einrostet. Das ist auch dringend erforderlich, denn dieser Tage musste ich sie – die Intelligenz – von einer dicken Staubschicht befreien. Nachdem ich dienstlich das Osterfeuer in Königshofen besucht hatte, fuhr ich auf die unweit gelegene Autobahn Nummer 9 auf – allerdings in die falsche Richtung. Und so fand ich mich wenig später statt am Kuhberg in Eisenberg in der Nähe von Naumburg wieder. Die Rückfahrt geriet zum Abenteuer. Ich kam durch ein Dorf, das nur durch die Straßenbeleuchtung erhellt wurde. Von den Fassaden bröckelte der Putz, durch Fragmente von Fensterscheiben konnte man ins verwüstete Innere der Häuser gucken. Vom Kopfsteinpflaster, das die Spurstangen meines Autos aus dem Schlaf riss, ganz zu schweigen. Eine Zeitlang warb Sachsen-Anhalt für sich als „Land der Frühaufsteher“. Dieses Dorf vor dem Verfall zu retten, haben die Frühaufsteher aber eindeutig verschlafen. Schnell zurück in den heimeligen Saale-Holzland-Kreis. Dort gibt es zwar auch einige Baustellen, aber in Geisterdörfer hat es mich noch nicht verschlagen.

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