Berlin/Rohrbach. Die frühere Bundestagsabgeordnete Carola Stauche wird in Berlin für ihr ehrenamtliches Engagement geehrt

Wer sich in diesem Landkreis in den vergangenen 30 Jahren mit Politik beschäftigte, der lief ihr früher oder später zwangsläufig über den Weg. Was die neun Jahre jüngere Petra Rottschalk für die SPD ist – eine nimmermüde Multifunktionärin – das war Carola Stauche lange Jahre für die CDU Saalfeld-Rudolstadt.

Wie die Rudolstädterin Rottschalk in diesem Sommer, erhielt die Rohrbacherin Stauche nun am Montag den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Beide wurden für ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit ausgezeichnet. Eine finanzielle Zuwendung ist mit der Verleihung des Verdienstordens nicht verbunden.

Ich traf Carola Stauche das erste Mal 1993 im Wahlkreisbüro des damaligen Rudolstädter CDU-Landtagsabgeordneten Gert Wunderlich. Da war sie – gerade mal Anfang 40 – schon so etwas wie die Allzweckwaffe der Christdemokraten. Sie saß bereits seit 1978 ehrenamtlich im Gemeinderat ihres Heimatortes Rohrbach, war Fraktionsvorsitzende im Kreistag Rudolstadt und Büroleiterin des Abgeordneten.

Nebenher ist die ehemalige Gaststättenleiterin im Gemeindekirchenrat des Kirchspiels Döschnitz aktiv und paukt für ihren Abschluss als Verwaltungsfachwirtin. Mit dem neuen Beruf in der Tasche, kandidiert sie 1994 erfolgreich als ehrenamtliche Bürgermeisterin von Rohrbach, wird ein Jahr später hauptamtliche Vorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft „Mittleres Schwarzatal“. Für fast zehn Jahre steht ihr Schreibtisch in Sitzendorf.

Als der Abgeordnete Michael Schneider vor seinem Aufstieg zum Vorstand der Thüringer Aufbaubank für ein Jahr als Finanzstaatssekretär zwischengeparkt wird und aus dem Landtag ausscheiden muss, schlägt im Sommer 2004 die Stunde der Berufsparlamentarierin Stauche. Sie rückt in den Thüringer Landtag nach und wird sofort Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Nach fünf Jahren packt Carola Stauche in Erfurt ihre Koffer und kandidiert stattdessen 2009 für den Bundestag. Mit 31,7 Prozent und gerade mal 900 Stimmen Vorsprung setzt sie sich gegen den Linken-Kandidaten Norbert Schneider durch und richtet sich für die nächsten acht Jahre in Berlin ein. Zur Bundestagswahl 2013 verteidigt sie ihr Mandat mit mehr als 41 Prozent souverän. 2017 – Carola Stauche ist inzwischen 65 – verzichtet sie auf eine erneute Kandidatur und scheidet aus dem Bundestag aus.

Dort, an ihrer letzten Wirkungsstätte, erhielt sie vorgestern aus den Händen von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) ihren Orden. Gewürdigt werden damit auch ihr gut 20 Jahre währendes Wirken im Vorstand des Fördervereins Thüringer Porzellanstraße sowie ihre Ehrenämter im Heimatverein Rohrbach, im Freundeskreis Heidecksburg und im Vorstand des Vereins „Tourismusregion Rennsteig-Schwarzatal“. Als Mitglied des Fördervereins „Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie“ habe sich Carola Stauche insbesondere für den Wiederaufbau und die Weiterentwicklung des Schlosses zu einem Ort der Demokratie engagiert, der an die Unterzeichnung der Weimarer Verfassung durch Reichspräsident Friedrich Ebert am 11. August 1919 im Schloss Schwarzburg erinnert. Seit 1996 ist sie zudem Vorsitzende des Frauenvereins Rohrbach. Auch im Kreistag arbeitet sie bis heute mit.

Eingeleitet hat Schäuble die Verleihung mit einem Zitat von Johannes Brahms: „Orden sind mir wurscht, nur haben möchte ich sie.“ Es könnte genauso gut von Carola Stauche stammen.