Thomas Spanier über Hans Eberhardt, Jahrzehnte lang Gesicht und Herz „seiner“ Thüringen-Klinik

Wir alle hinterlassen Spuren im Leben. Größere oder kleinere, in Herzen oder Hirnen. Wer 27 Jahre lang die Geschicke des größten Arbeitgebers in der Region leitete, der hat mit vielen Menschen zu tun gehabt, die ihn jeder in anderer Erinnerung behalten. Was uns verbindet, sind Momente der bewussten Begegnung.

Wenn ich an Hans Eberhardt denke, sehe ich einen lebensfrohen, klugen und vitalen Mann vor mir, der immer für einen Scherz zu haben war, greifbar für jeden seiner fast 2000 Mitarbeiter und bis zur Selbstaufgabe überzeugt davon, dass ein Krankenhaus nicht in private Hände gehört. Der kleine Franke mit Wurzeln in Saalfeld, wo schon sein Großvater als Lokführer arbeitete, hatte stets ein offenes Ohr für seine Leute – und ein großes Herz sowieso. Er konnte respektvoll und respektlos zugleich sein, etwa wenn er sagte, es sei ihm egal, wer unter ihm Landrat ist. Fünf davon – qua Amt waren sie als Aufsichtsratsvorsitzende der Klinik seine Chefs – sah er kommen, vier gehen.

Wie viele Menschen seiner Herkunft und Körpermaße war er anfällig für Eitelkeiten. Als er sich – im Arbeitsalltag umgeben von promovierten und habilitierten Medizinern – vor fast 15 Jahren einen Professorentitel in Russland zulegte, nannte ich ihn an dieser Stelle etwas despektierlich „einen der größten Krankenhausmanager im oberen Stadtgebiet von Saalfeld“. Das hat ihn schwer geärgert.

Und als ihm Mitarbeiter zur Verabschiedung in den Ruhestand vor zweieinhalb Jahren ein Bronzerelief mit seinem Antlitz verehrten, das seitdem einen Ehrenplatz im Foyer der Klinik hat, ließ er sich nur unwillentlich vor dem teuren Stück fotografieren und knurrte auf dem Weg dahin: „Ich bin doch noch nicht gestorben“.

Das hat sich nun geändert. Die Spuren aber bleiben. Möge er in Frieden ruhen.