Rudolstadt/Unterwellenborn. Mit den Naturschützern auf den Spuren der Dohlen in der Region Saalfeld/Rudolstadt

Rabenvögel sind klug. Elstern stehlen Glitzerzeug, Raben können Verschlüsse knacken und Krähen mit Stöckchen nach Essbarem suchen. Doch offenbar haben Forscher ein Mitglied der krächzenden Familie bislang unterschätzt: die Dohlen. „Damit beleuchten wir eine der intelligentesten heimischen Vogelarten, die trotz ihrer Anpassungsfähigkeit immer weniger Nistmöglichkeiten findet“, erklärt Ralf Hiller, Vorsitzender der Fachgruppe (FG) Ornithologie und Artenschutz „Unteres Schwarzatal“.

Bei einem Ausflug nach Unterwellenborn drehte sich alles um die geselligen Vögel. Es sei dringend, die vielseitigen Stimmtalente besser zu schützen, denn Dohlen stehen bereits in mehreren Bundesländern auf der Roten Liste der gefährdeten Arten oder auf der Vorwarnliste. Zum Rückgang der Dohlen trugen nach Angaben Hillers auch viele Gebäudesanierungen bei, die zwar wichtigen Energiesparzielen dienen, aber den Dohlen Brutplätze in Nischen, Mauerlöchern und Dachstühlen versperren. Wegen ihrer Vorliebe für Kirchtürme nannte man sie früher „des Pastors schwarze Taube“, doch die Türme vieler Gotteshäuser wurden inzwischen zur Taubenabwehr vergittert.

Jungvögel werden von Naturschützern beringt

Nur durch umsichtige Vogelschützer und Naturfreunde starben diese Vögel nicht vollständig in Thüringen aus. 2012 siedelte sich das erste Brutpaar nach über 70 Jahren in Rudolstadt wieder an. „Wir machten uns sofort Gedanken wie wir dies unterstützen können. Ein Naturfreund aus Rudolstadt und zwei Mitglieder der Fachgruppe Ornithologie & Artenschutz entwarfen ein Projekt zur Neuansiedlung in unserem

Dohle mit „Personalausweis“.
Dohle mit „Personalausweis“. © Roberto Burian | Roberto Burian

Kreisgebiet“, sagt Hiller. Die Bestände hätten sich dadurch in den letzten Jahren gut erholt. Seit fünf Jahren werden die Jungvögel von Mitgliedern der Fachgruppe beringt, sie erhalten einen gelben Ring mit schwarzer Inschrift, gut mit dem Fernglas ablesbar. Diese Methode erlaubt es die Wanderungen und Zugwege besser und effektiver zu erforschen, die Ergebnisse sind überwältigend. So sind Jungdohlen aus unserem Kreisgebiet in Marienberg und Meißen in Sachsen wieder abgelesen worden. „Übrigens kam die erste Dohle in Rudolstadt aus Schleusingen. Ein Exemplar was wir noch ständig beobachten wird in diesem Jahr 12 Jahre. Für einen Wildvogel ein stolzes Alter“, freut sich der Chef.

Dohlen sind wahreVorzeigeeltern

Die Naturschützer rufen dazu auf, die schwarz gefiederten Vögel mit den silber-blauen Augen zu unterstützen. Dazu sollen vorhandene Lebensräume erhalten und neue geschaffen werden. „Helfen Sie uns dabei. Wir lassen dann Kästen für Dohle und Turmfalke in den Gebäuden anbringen und stehen auch für eine Beratung zur Verfügung“, so Hiller. Schon der Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz war fasziniert von den lernfähigen und intelligenten Dohlen mit ihrem so geselligen wie geordneten Kolonieleben. Paare sind sich ihr Leben lang treu und auch in der fürsorglichen Beziehung zu ihrem Nachwuchs sind sie keine Raben- sondern wahre Vorzeigeeltern. Abschließend teilte Ralf Hiller mit, dass sich auch Gorndorfs Pfarrer Christian Weigel bereit erklärte in der Kirche Brutplätze für Dohlen und einen Turmfalken einzurichten. Zugleich hoffen die Ornithologen und Helfer auf einen Imagegewinn für den Vogel des Jahres 2012 – denn tatsächlich sind diese kleinsten Vertreter der Rabenvögel weder Unglücksboten und Pechvögel, wie mancher Volksmund sie schmähte. Vielmehr beeindrucken Dohlen durch ihr hoch entwickeltes Familien- und Gesellschaftsleben.