Unterweißbach. Tiny-House im Quelitzer Paradies: Das Englisch-Camp des Kulturino-Vereins in Unterweißbach hat eine neue Perle – oben in den Bäumen.

Keine englischen Begriffe, wo es auch deutsche Entsprechungen gibt, sagt eine unserer internen Regeln. Auch dann nicht, wenn der Begriff weltweit in dieser Form genutzt wird, wie etwa das Wort „Kindergarten“? Und wenn das „Tiny House“, um das es geht, was übersetzt zunächst nicht anders als winziges Haus heißt, in einem Camp (Muss das Ferienlager heißen?) steht, dessen Markenzeichen ist, dass man sich freiwillig komplett in Englisch verständigt?

Ein Tiny House soll es jedenfalls sein, für dessen Premiere Katrin Czerwinka und Alexander Ombeck vom Kulturino-Verein jetzt ins Camp im Unterweißbacher Ortsteil Quelitz eingeladen haben. Gekommen sind an diesem Sommermittag Ines Kinsky und Helmut Herrcher, die beiden arbeiten im Gremium der Leader-Arbeitsgruppe, die Jahr für Jahr kreative Projekte im gleichnamigen Förderprogramm unterstützt, und Birgit Lüdtke vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und ländlichen Raum.

Wie ein Vogelnest zwischen zwei Fichten

Dem Kulturino-Verein ist diese Fördermöglichkeit gut vertraut, immerhin kam schon der große Tisch unterm Nussbaum am Haus, an dem sich das Lagerleben oft abspielt, mit einer Leader-Förderung zustande.

Die Gäste wollen nicht nur die korrekte Mittelverwendung – sie gaben drei Viertel zu den Kosten von 5000 Euro – in Augenschein nehmen, sie wollen auch Zimmermeister Falk Haberkorn aus Wittgendorf gratulieren, für dessen zusammen mit den Nutznießern erstellten Entwurf sie viel Bewunderung haben.

Ein „Tiny House
Ein „Tiny House" in den Bäumen bereichert die Möglichkeiten im Englisch-Sommercamp für Schüler, das der Kulturino-Verein ausrichtet. © Trefz

Ganz streng genommen ist ein Tiny House ja eigentlich ein aufs Mindestmaß reduzierter Platz zum Leben, das würde auf die Dauer in dem wie ein Vogelnest zwischen zwei Fichten montierten Ausguck im Camp wohl schon etwas schwierig. Dafür hat Falk Haberkorn ein paar Kompromisse beim Holzbau gemacht, die Türen und das Dach, sowie die Scheiben der reichlichen Sichtschlitze aus einem leichten, aber stabilen Kunststoff gebaut.

Die Natur hat ihrerseits eine unvergleichliche Lage mit Blick auf das Lichtetal beigesteuert, die hier oben am Ende des weitläufigen Geländes noch einmal so schön ist.

Alexander Ombeck, der kurz vor Beginn des laufenden Englisch-Camps das Recht der ersten Nacht ausübte, berichtet von einer Schlüsselerfahrung, als eine Rotte Wildschweine unterm Haus entlang kam. Die wegen der oft draußen schlafenden Kinder vorsichtig besorgte Nachfrage bei Förster Franko Buttig, was man da machen sollte, hat der schmunzelnd mit der Erwiderung „Fotos!“ gekontert und sie beruhigt: Wildschweine meiden lärmende Kinder von ganz allein.

Ein 200 Jahre altes Bauernbett und eine eigens dafür neu bespannte, alte Stehlampe komplettieren die Einrichtung, und damit es keinen Streit gibt, wer dort droben schlafen darf, hat es ja noch etliche andere Schlafgelegenheiten auf den Gelände: außer einem Schäferwagen und einem Beduinenzelt noch einen brasilianischen Hängematten-Unterstand, der eine prima Bühne ist. Denn die Teilnehmer haben nicht nur die ganze Zeit englisch gesprochen, sondern unter Leitung der jungen Muttersprachler Alannah, Justin und Martin das Helden-Gedicht „Gawain and the green knight“ modernisiert, zum Theaterstück gemacht und selber eingeübt.

Minirolle als zu erlegendes Schwein

Weil es Platz braucht, sitzen die Gäste auf der Bühne und das Schauspiel – als Generalprobe vor der Premiere, wenn am nächsten Tag die Eltern zum Abholen kommen – steigt auf der Bühne, inklusive einer Mini-Rolle für Alexander Ombeck als zu erlegendes Wildschwein.

Und als alle zusammen am großen Tisch nicht das Wildschwein, aber Rostbrätel verspeisen, wird Ines Kinsky betonen, dass dieses Baumhaus dringend zur Nachahmung empfohlen ist, ob nun in einem anderen Leader-geförderten Projekt oder als ein neues Geschäftsfeld für Falko Haberkorn.