Gräfenthal Elternintitiative für Erhalt hat inzwischen 550 Unterschriften gesammelt und macht weiter. Bürgermeister lobt Anmeldeprämie aus.
Die Nachricht von der möglichen Grundschulschließung bewegt die Gemüter in der Wespenstein-Stadt. Kurz nach Bekanntwerden gründete sich am 13. Januar mit "Pro Grundschule Gräfenthal" eine Initiative aus Eltern, Einwohnern und weiteren Mitstreitern, um die Einrichtung zu retten.
Laut Stadtratsmitglied und Mitkoordinator Marcel Kuhnen (FFW/BI) gibt es bereits über 550 Unterschriften für den Erhalt. Listen liegen in den geöffneten Gräfenthaler Geschäften und der Hausarztpraxis aus. "Jeder, dem unsere Grundschule etwas bedeutet, kann seine Stimme abgeben", sagt er, der selbst ein Kind in der vierten Klasse hat.
Rückblick: Zur Stadtratssitzung am 25. Januar informierte Bürgermeister Wolfgang Wehr (parteilos) über eine im Raum stehende Schließung mit Wirkung zum Schuljahr 2022/23. Hintergrund sind erste Ergebnisse einer Arbeitsgruppe des Kreistages für die künftige Schulnetzplanung des Landkreises.
Demnach würde die Mindestzahl von 15 Schülern je Eingangsklasse gegenwärtig und im gesamten Prognosezeitraum bis zum Schuljahr 2026/2027 nicht erreicht. Der finale Beschluss über den neuen Schulnetzplan soll erst 2022 getroffen werden.
Wehr will 2.000 Euro für jedes Kind geben
Um den Standort langfristig zu erhalten will Wehr aus seiner Privatschatulle bis zu 2.000 Euro Einschulungsprämie für jedes Kind zahlen, das im Schuljahr 2021/2022 in der Grundschule seine Schullaufbahn startet. "Damit sollen Eltern ermutigt werden, ihr Kind bei uns anzumelden", so Wehr. Marcel Kuhnen begrüßt diese Idee, "zumal die Stadt damit finanziell nicht belastet wird".
Auf der Internetseite der Initiative zeigt ein Liveticker die aktuelle Zahl der Anmeldungen fürs kommende Schuljahr - es waren mit Stand gestern Abend genau 19, also schon vier mehr, als das Thüringer Schulgesetz vorsieht. Die erforderlichen Investionen an dem in den Neunzigern grundsanierten Objekt seien gutachterlich zu prüfen.
Und die Initiative hat noch mehr Pläne: Sie will das persönliche Gespräch mit Landrat Marko Wolfram (SPD) suchen und Vertreter aller Kreistagsfraktionen nach Gräfenthal einladen, um sich vor Ort ein Bild über die Schule und den ländlichen Raum insgesamt zu machen.
Tränen beim Nachwuchs
Sollte die Mindestschülerzahl von 15 langfristig doch nicht erreicht werden, seien Kooperationen mit anderen Grundschulen - etwa Probstzella oder Schmiedefeld - oder der Gräfenthaler Regelschule eine Option. "Wir schauen jetzt, wie die Prämie angenommen wird, parallel arbeiten wir an weiteren Ideen", sagt Marcel Kuhnen.
Die Initiatoren haben auf ihrer Seite anonymisierte Elternreaktionen veröffentlicht. Ihr Tenor ist eindeutig. "Als unsere Tochter davon gehört hat, kamen viele Tränen, die nur schwer zu trocknen waren", schreibt ein Elternteil da. "Gerade in der derzeitig eh schon extrem belastenden Situation ist solch eine Nachricht ein nervlicher Supergau", heißt es weiter.
Wieder andere wollen nun eigene Unterschriftsaktionen starten und warnen vor Standortnachteilen und Attraktivitätsverlust für Gräfenthal. Neben emotionalen Aspekten spielt für sie auch der Schulweg eine Rolle. "Gerade für Schulanfänger finde ich es viel schöner, im eigenen Ort zur Schule zu gehen, als in dem Alter bereits 'Pendler' sein zu müssen", meint ein anderer Erziehungsberechtigter.