Saalfeld. Die Zahl der ehrenamtlichen Tafel-Helfer in Saalfeld sinkt. Was steigt, ist das Durchschnittsalter der sozial Engagierten.

Die Saalfelder Tafel sucht dringend ehrenamtliche Helfer. Packten vor Jahren noch bis zu 40 Ehrenamtler für die Essensversorgung Bedürftiger im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt mit an, sind es derzeit nur 25, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Saalfelder Tafel, Jürgen Brengel, am Montag. „Die Leute werden immer weniger“, sagte Brengel besorgt. Und die, die sich engagieren, würden immer älter. Das Durchschnittsalter der ehrenamtlichen Helfer betrage 65 bis 66 Jahre. Brengel: „Es rückt niemand mehr nach!“ Die Jüngeren hätten heutzutage „ganz andere Interessen“. Das bekämen auch andere Vereine zu spüren. Der jüngste Helfer bei der Saalfelder Tafel sei 43 Jahre alt.

Allein für die Abwicklung eines Ausgabetages am Standort Saalfeld benötigt die Saalfelder Tafel mindestens 14 Mitarbeiter. Es sei immer schwerer, diese Personaldichte abzusichern. Viele Mitstreiter müssten ihre Stundenzahl wegen Altersproblemen - wie etwa ein neues Hüftgelenk – reduzieren und stünden nicht mehr jeden Tag zur Verfügung. Im Gegensatz dazu gäbe es Mitarbeiter, die auf 180 Ehrenamtsstunden im Monat kommen. Brengel, 62 Jahre alt, verwies auf sich selbst und auf seine Mitarbeiterin Sabine Marohn. Brengel: „Man macht es ja gerne.“

Es droht der Verlust der Eigenständigkeit

Im Bereich des Ehrenamtes gibt es durchaus eine Wettbewerbs-Situation. Brengel unterscheidet zwischen „echtem“ und „unechtem“ Ehrenamt. Beim „Unechten Ehrenamt“ wird den Ehrenamtlern eine Aufwandsentschädigung gezahlt. Doch: „Das können wir uns nicht leisten“, bekennt der Tafelchef. Wer also bei der Saalfelder Tafel Gemüse putzt oder Lebensmittel-Kisten schleppt, tut dies aus reinem sozialem Engagement, nicht für Geld. Es gibt Interessenten, so Brengel, die sagen, mit Aufwandsentschädigung wären sie dabei. Ohne jedoch nicht.

Die Hoffnung des Tafelvereins ruht nun auf den Ein-Euro-Jobbern. Brengel zufolge habe er vier Ein-Euro-Stellen beim Jobcenter beantragt. „Die Anträge liegen vor, sie müssen nur noch bewilligt werden.“ Auch werden am Mittwoch Schüler der Sabel-Schule einen Informationsstag bei der Tafel erleben. Brengels Hoffnung: „Vielleicht bleibt jemand hängen?“

Wer Lust auf die Mitarbeit bei der Saalfelder Tafel hat, kann mit einem „Schnuppertag“ beginnen. Der Interessent oder die Interessentin wird nicht sofort mit einem Ausgabe-Tag konfrontiert. Es beginne mit einem Tag, an dem die Lebensmittel für die Ausgabe vorbereitet werden. Insbesondere fehle es an ehrenamtlichen Fahrern, wobei es laut Brengel mit Lenken, Kuppeln und Gas geben nicht getan ist. Die Fahrer der Tafel müssten auch beim Be- und Entladen der zumeist von Supermärkten in Empfang genommenen Lebensmittel-Kisten mit anfassen. „Die Bäckerei-Tour täglich von 16.30 bis 18.30 Uhr kann auch eine Frau fahren“, betont der Tafelchef.

Ehrenamtliche Fahrer müssen mit anpacken

Nicht jeder ist laut Brengel für die Arbeit bei der Tafel geeignet, führt Brengel weiter aus. „Das ist soziales Engagement“, sagt er lachend, „entweder ist man dafür geboren oder nicht.“

Freilich hat die Tafel ihren Mitarbeitern auch etwas zu geben, Gemeinschaft zum Beispiel, soziale Kontakte, Gespräche. Es werde auch zusammen gefeiert. Es gibt ein Sommerfest und auch ein Weihnachtsfest. Wer bei der Saalfelder Tafel mitmacht, der sei nicht allein. Zudem winkt die Anerkennung der Gesellschaft: Erst im August ist Vereins-Schriftführerin Sabine Marohn mit dem Saalfelder Ehrenamtspreis ausgezeichnet worden.

Da sie am Tag der Ehrung nicht anwesend sein konnte, wurde ihr die Auszeichnung vom Saalfelder Bürgermeister persönlich an der Wirkungsstätte ihrer ehrenamtlichen Arbeit überbracht. „Das war sehr schön“, erklärte sie am Montag noch immer erfreut.

Sollte sich die Zahl der ehrenamtlichen Helfer weiter verringern, wird die Saalfelder Tafel ihre Eigenständigkeit und Unabhängigkeit verlieren, kündigte Brengel an. Dann werde die Tafel von einem großen Träger übernommen, ähnlich der Blankenhainer Tafel, die nun der Diakonie gehöre. Der Grund: „Die großen Träger kommen leichter an Arbeitskräfte.“