Thomas Spanier findet die fleischgewordene Dekadenz erschreckend

Die steigenden Temperaturen, die in dieser Woche schonmal an die 30 Grad Celsius reichten und naturgemäß zu leichterer Bekleidung greifen lassen, haben auf recht unästhetische Weise ein Dilemma vor Augen geführt, das die europäische Dependance der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon Anfang des Monats abstrakt benannte: In Europa sind inzwischen 59 Prozent der Erwachsenen und fast ein Drittel der Kinder stark übergewichtig. Corona hat diese Entwicklung noch beschleunigt.

Zu viel Körperfett ist mitverantwortlich für mindestens 13 Arten von Krebs, jede Menge Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 1,2 Millionen Tote pro Jahr. Übergewicht und Fettleibigkeit hätten in der Region „epidemische Ausmaße angenommen“, so die WHO. Jeder Achte stirbt, weil er schlicht zu dick ist. Sehenden Auges marschiert eine satte Gesellschaft in Richtung fleischgewordene Dekadenz.

Vielleicht liegt es daran, dass ich als gelernter Sportlehrer ein besonderes Verhältnis zum Körper habe, aber ich kann es zunehmend schlechter ertragen, wie immer mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene furchtbar verfetten. In den allermeisten Fällen sind nicht Drüsen, Hormone oder Gene dafür verantwortlich, sondern die Tatsache, dass man mehr Kalorien in sich hineinstopft, als man am Ende des Tages verbrannt haben wird.

Wenn ich nochmal so etwas wie eine Mission hätte, dann würde ich den Leuten gern sagen, sie sollen sich vernünftig ernähren und regelmäßig bewegen. Das ist keine Hexerei, am Ende gilt: Jeder Gang macht schlank. Es geht nicht um das ewige Leben, aber um das, was der französische Arzt Alexis Carrel so formulierte: „Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben!“ Schönes Wochenende!