Probstzella. Internationales Jugendlager am Grünen Band: 21 Jugendliche zelten eine Woche lang in Probstzella und tun dabei Gutes für die Umwelt

Es ist Tag drei im Camp und inzwischen „kennt“ man sich: Der Führer des Güterzuges, der aus Bayern kommend Richtung Probstzella fährt, drückt kurz auf die Hupe, als die Jugendlichen die Arme zum Gruße wedeln. „Anfangs fragten die sich sicher auch, was hier los ist. Mittlerweile wollen auch viele interessierte Wanderer und Radfahrer wissen, um was es geht“, sagt Karin Kowol vom BUND Thüringen. Die Resonanz sei ausschließlich positiv. Manchmal winken die Leute in den Bahnen sogar zurück.

Seit letztem Samstag sind 21 junge Menschen von 15 bis 27 Jahren aus fünf Ländern in Probstzella am Grünen Band beim Internationalen Jugendworkcamp des BUND Thüringen zu Besuch. Die Stiftung Naturschutz Thüringen als Trägerin des nationalen Naturmonuments entlang des früheren eisernen Vorhangs fördert es. Eine Woche lang zelten sie auf einer kleinen Wiese auf halbem Weg zwischen Sportplatz und Villa Falkenstein, mitten im ehemaligen Todesstreifen. Tagsüber erkunden sie die regionale Artenvielfalt, zählen Fledermäuse und Schmetterlinge und pflegen das Biotop, nehmen zum Beispiel Fichten da heraus, wo sie Überhand nehmen. Naturschutz und Erinnerungskultur sollen so verknüpft werden. Die deutschen Teilnehmer sind Mitglieder der BUND-Jugend, darunter einige Thüringer, ergänzt durch Studierende in vorrangig ökologischen Fächer aus Slowenien, Ungarn, Südkorea und Indien. „Es ist das erste große, internationale Jugendcamp dieser Art hier“, sagt Karin Kowol.

Das letzte soll es nicht gewesen sein. „Ich glaube, wir alle wünschen uns eine Fortsetzung und dass sich diese Veranstaltung verstetigt“, sagt Probstzellas Bürgermeister Sven Mechtold (SPD) am Rande des Camps. Wie so oft liege es aber weniger am Willen der Beteiligten, denn am Geld. Auf Stippvisite auch Hubert Weiger, Bundesvorsitzender des BUND. „Wir legen große Hoffnungen in Veranstaltungen wie diese – gerade in Zeiten, da einige wieder neue Grenzen sehen möchten“, sagt er. „Und noch immer trennen zu viele Grenzen auf dieser Welt Menschen und Völker brutal voneinander.“ Was Teilung und Abschottung bedeutet, kennt auch Jin Hyeyeon aus Südkorea, aber eigentlich nennt sie sich seit fast 20 Jahren nur Sarah. „Mein Englischlehrer gab mir diesen Spitznamen. Seitdem verwende ich ihn“, sagt sie. Die 25-Jährige schreibt gerade an der Universität Hohenheim ihre Masterarbeit zu Umweltschutz und Lebensmittelproduktion, nachdem sie das Grundstudium in der Heimat absolvierte. Deutschlands Metropolen kenne sie zwar, „in Thüringen war ich aber noch nie.“ Die überwundene Teilung Europas und der Kalte Krieg spielten in ihrem Land keine große Rolle im Geschichtsunterricht. Der Dienstag klang für die Teilnehmer mit einem Zeitzeugenabend im ehemaligen Grenzbahnhof aus. DDR-Flüchtlinge und Bürgerrechtler berichteten von früher.

Ebenfalls ohne Thüringen- und anders als Hyeyeon auch ohne jede Zelterfahrung, ist Prajwal R. B. aus Südindien, 22 Jahre alt. Er studiert im 2. Semester Pflanzenschutz, ebenfalls in Hohenheim und bezeichnet das Jugendlager schon jetzt in wackerem Deutsch als „Lebenserfahrung.“ Es gefalle ihm alles im Camp, die Naturverbundenheit, das Miteinander. „Das sollte man jedes Jahr einmal mitmachen“, ist er überzeugt. Heute ist ein Arbeitseinsatz nahe Spechtsbrunn geplant und für Freitag eine kleine Abschiedsparty.