Das geistliche Wort zum Wochenende - von Pfarrer Georg Schuchardt, St. Marien, Rudolstadt

Morgen feiern wir mit dem Palmsonntag den Beginn der Karwoche. Noch vor wenigen Wochen hätten wir uns nicht vorstellen können, wie wir in diesem Jahr die Kar- und Ostertage feiern werden. Die wichtigsten christlichen Feiertage des Jahres – Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag – ohne öffentliche Gottesdienste! Vor wenigen Wochen noch undenkbar. Aber der Corona-Krise zum Trotz: Wir feiern die Karwoche und das Oster-fest – aber anders als gewohnt!

In der Karwoche gedenken Christen des Leidens Jesu vor 2000 Jahren in Jerusalem: Sein Einzug in die Heilige Stadt, sein Letztes Abendmahl mit seinen Freunden, der Verrat und die Verhaftung und schließlich die Kreuzigung auf dem Berg Golgotha. „Karwoche“ heißt auf Deutsch „Leidenswoche“. Der gewohnte Ablauf der Karwoche mit der Vorbereitung auf das Osterfest ist normalerweise mit viel Routine verbunden. Darum kann uns der ungewohnte Verlauf dieser Woche einmal aus der gewohnten Routine herausführen.

Karwoche heißt Leidenswoche – nicht nur für Jesus damals vor 2000 Jahren, sondern auch für viele Menschen in unseren Tagen. Da sind die vielen Flüchtlinge in den Flüchtlingslagern in der Türkei, in Griechenland und vielen anderen Ländern. Da sind die Bewohner der Senioren- und Pflegeheime, die darunter leiden, dass sie nicht von ihren Angehörigen besucht werden dürfen. Da sind die Angehörigen, die darunter leiden, dass sie ihre alten Eltern nicht besuchen können. Da sind die am Corona-Virus oder an einer anderen Krankheit Erkrankten, die auf die Wiederherstellung ihrer Gesundheit hoffen. Da sind die Menschen, deren wirtschaftliche Existenz durch die notwendigen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus auf dem Spiel steht. In dieser Karwoche sind wir mit viel Leid konfrontiert – sichtbarem und unsichtbarem Leid. Und wir alle hoffen, endlich ein „Licht am Ende des Tunnels“ zu sehen.

Das „Licht am Ende des Tunnels der Karwoche“ ist das Osterfest – das Fest, an dem wir Christen feiern, dass Jesus durch seine Auferstehung Leid und Tod besiegt hat.

Die Christen unter Ihnen lade ich in dieser Woche besonders zum Gebet für alle Leidenden ein. Die Nichtchristen bitte ich, an die Leidenden zu denken. Ich wünsche uns allen für uns persönlich viel Zuversicht und Hoffnung, damit wir anderen Menschen davon weitergeben können.