Cursdorf. Die Cursdorfer Kläranlage hat seit dem Spatenstich im September 2018 deutlich an Gestalt gewonnen

Wer sich am Katzhütter Ortseingang gleich vor dem seit drei Jahren allgegenwärtigen Sperrschild der Landesstraße nach links ins Tal der Weißen Schwarza auf macht, kommt bald am Forellenhof vorbei. Fischzucht braucht klares Wasser – und das ist nicht der einzige Grund, warum in Quellgebiet der Weißen Schwarza im Moment viel Bautätigkeit herrscht.

Cursdorf, das war schon länger Bestandteil des Planes beim zuständigen Zweckverband Rennsteigwasser, bekommt seine Kläranlage. Ob der Umstand, dass Bürgermeister Frank Eilhauer zugleich auch Verbandsvorsitzender ist, auf die Investitionsentscheidung Einfluss hatte, will niemand überbewerten. Aber über kurz oder lang war natürlich auch das Dorf an der Reihe, das schon topografisch ins Tal der Weißen Schwarza entwässert.

Wer sich an das Areal im Torweg gleich unterhalb der Ortslage vor gut einem Jahr erinnert, als der erste Spatenstich gefeiert wurde, kommt jetzt ins Staunen, denn auf den ersten Blick könnte es sich auch um eine Vorbereitung auf die Reise zum Mittelpunkt der Erde handeln.

Zusammen mit den Tiefbauern der Sonneberger Firma STL haben sich hier inzwischen die Spezialisten der Schalungs- und Behälterbau GmbH Beutler und Lang aus dem unterfränkischen Marktbreit hier eingerichtet. Und das im doppelten Sinne, denn in der beliebten Wanderregion genießen die Bauleute nach Feierabend natürlich auch den Blick aus den zur Unterkunft umfunktionierten Wohnwagen.

Bauarbeiter genießen den Wohnwagen-Feierabend

So wäre der Arbeitsweg gewissermaßen in Hausschuhen zu erledigen, wäre nicht in den steilen und felsigen Gelände der stabile Arbeitsschuh außer gesetzlicher Pflicht und dringend empfohlen.

Ohnehin ist jedem Interessierten ein Blick in diesen Tagen empfohlen, denn in Zukunft wird von all den Schächten, Becken, Streben und Stützen, kleinen und großen Ein-, Aus- und Überläufen nichts mehr zu sehen sein.

Fachlich korrekt ist von komplizierten Standortbedingungen die Rede, und der Rücksicht auf den begrenzten Platz und das Landschaftsbild. Auch der Bach muss keine Angst haben, verrohrt zu werden, den Stützwände lassen ihn vorbei.

In Vorklärschächten wird das Abwasser mechanisch vorgereinigt. Was sich dabei am Boden der schlanken und hohen Türme absetzt, wird regelmäßig als Grobstofffracht abgefahren. Mit dem Rotationsscheiben-Tauchkörperverfahren, das die anschließende Feinarbeit übernimmt, hat der Verband schon andernorts gute technische Erfahrungen gemacht.

Dass es im Gebirge auf knapp 700 Metern öfter auch richtig Winter wird und dies den Bakterien als Aufgabenträgern nicht gefällt, dass der Touristenort auch mit stark schwankendem Abwasseranfall zurecht kommen muss und weil das Ganze auch noch nahe am Ort möglichst geruchs- und lärmfrei ablaufen soll -- all dies sind weitere Gründe für die künftige Untergrundarbeit der Anlage, die zusammen mit dem Hauptsammler rund 1,5 Millionen Euro kosten wird.

Noch in diesem Jahr soll die Anlage in Betrieb genommen werden. Den kompletten und permanenten „Nachschub” aus bis zu 700 Einwohnern bzw. ihren sogenannten Gleichwerten – also Touristen – erhält die Anlage freilich erst dann, wenn die Kläranlagenanschlüsse peu á peu erledigt sind, was sich aktuellen Planungen nach wohl bis 2023 hinziehen könnte. Die Forellen talabwärts werden das mit Begeisterung vernehmen.