Es ist rührend und es ist traurig: In den 1950er Jahren haben die Schwarzburger mit eigener Hand, Schippe für Schippe, ein Freibad gebaut. Noch immer sind es die Einwohner selbst, die für den Betrieb und den Erhalt des Schmuckstückes unterhalb der Schwarzburg sorgen.

Die Gemeinde selbst kann nicht helfen, da sie immer noch an Schulden leidet, die bereits zu DDR-Zeiten entstanden sind und für die sie nichts kann. Trotz des liebevoll gehaltenen Badzustandes bröselt deutlich und für jeden erkennbar der Beton. Nichts hält ewig. Längst müssten größere Summen investiert werden, doch die öffentliche Hand wehrt ab, sie hat kein Geld. Oder nicht genug.

Das ist eine Folge des neoliberalen Steuersystems, welches die öffentliche Hand zum Nachtwächterstaat degradiert, der nur das Straßenlicht an- und auszuknipsen habe. Dabei gehört zur Daseinsfürsorge so viel mehr! Kultur, wie Rudolstadt eindrucksvoll beweist. Oder Schwimm- und Freibäder, die im nahezu seenfreien Thüringen essenzielle Notwendigkeit sind.

Der Satz stammt nicht von mir, sondern von einem Schwarzburger: „Wenn Bäder geschlossen werden, werden Kinder getötet“. Wir müssen die materiellen Grundlagen aufrechterhalten, die gebraucht werden, damit jedes Kind frühzeitig schwimmen lernen kann. Das wäre für mich ein Grund für höhere Steuern – insbesondere bei den sehr hohen Einkommen. Das sage ich nicht, um eine Neiddebatte anzukurbeln. Sondern weil es eine Frage ist von Leben und Tod.

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