Guido Berg gefällt „Graba II“ nicht.

Aufgrund der vielfach hörbaren Nachfrage nach Einfamilienhaus-Bauflächen in der Stadt Saalfeld wird das Wohngebiet „Graba II“ vermutlich erfolgreich sein am Markt. Ist damit alles gut? Nicht unbedingt. Mich stört vieles. In der 1100-jährigen Altstadt, auf die viele Saalfelder mit recht stolz sind, gibt es viele verwahrloste Häuser und Grundstücke. Warum engagiert sich die Landesentwicklungsgesellschaft nicht bei diesem, für die Stadt selbst kaum lösbaren Problem aufgrund komplizierter Eigentumsverhältnisse und leerer Kommunalkassen?

Diese Verhältnisse zu ordnen, die Grundstücke in konkrete Bauprojekte zu führen, Bauwillige zu finden, Baugruppen zu organisieren - darin sehe ich die Aufgabe eines öffentlichen Entwicklungsträgers. In „Graba II“ kann stattdessen Geld verdient werden, weshalb hier ein Privatinvestor die bessere Wahl gewesen wäre - auch weil der viel schneller und effektiver arbeiten würde. Mit Sorge sehe ich ferner die Zersiedlung der Landschaft, das Entstehen von Einfamilienhaus-Einöden, die die eigentliche Stadt umgeben wie ein breiter Gürtel. Amerika lässt grüßen. Natürlich muss die Stadt wachsen dürfen. Aber warum nicht als Stadt?

Mit dem Bau von Stadtvierteln, die diesen Namen verdienen? Mit stattlichen Mehrfamilienhäusern, mit Straßen, mit öffentlichen Plätzen und Parks? Wenn Kaiser Friedrich Barbarossa das für Saalfeld schaffte, dann können wir das doch auch! Stattdessen entstehen piefige Stichstraßen mit halb-öffentlichem Charakter, in der jeder Externe hinter Gardinen argwöhnisch beäugt wird.

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