Morgen um 14 Uhr werden sich evangelische und katholische Christen in der St. Lukas-Kirche in Mühlberg im Landkreis Gotha treffen, um der heiligen Radegunde von Thüringen zu gedenken.

Morgen um 14 Uhr werden sich evangelische und katholische Christen in der St. Lukas-Kirche in Mühlberg im Landkreis Gotha treffen, um der heiligen Radegunde von Thüringen zu gedenken.

Wer war diese Frau? Sie wurde um das Jahr 518 als Tochter des Königs Bertachar von Thüringen vermutlich auf der Mühlburg geboren. Nach dem Untergang des Thüringer Reiches im Jahr 531 wurde sie zusammen mit ihrem Bruder als Geisel in das Frankenreich verschleppt. Sie wurde Ehefrau des Königs Chlotar. Aber nachdem der König ihren Bruder hatte ermorden lassen, flüchtete sie zum Bischof von Noyon.

Sie wurde Ordensfrau und gründete in Poitiers ein Frauenkloster. Dort führte sie ein Leben der Buße, des Gebetes und der Nächstenliebe. Sie starb am 13. August 587. Ihre Verehrung breitete sich bald über ganz Europa aus. In Frankreich, Deutschland, Österreich und Slowenien finden wir Orte, an denen die Erinnerung an diese Frau bis heute lebendig ist.

Im ökumenischen Gottesdienst in der St. Lukas-Kirche und beim anschließenden Gang zur Mühlburg gedenken die Teilnehmer einer Frau, die in ihrer Jugend ein sehr schweres Schicksal erfahren musste: als Geisel fern der Heimat leben zu müssen ohne Aussicht auf Rückkehr nach Thüringen, zur Ehe mit dem Mörder des Bruders gezwungen zu sein.

Ein solches Schicksal übersteigt das, was Menschen ertragen können. Wenn ein Mensch mit einem solchen Schicksal sein Herz verhärten und sich vor Verbitterung von den Menschen isolieren würde – man könnte es ihm kaum verdenken. Nicht so aber Radegunde!

Als Ordensfrau hat sie ein offenes Herz für die Nöte der Menschen, die zu ihr kommen. Ihre Hilfsbereitschaft und Offenherzigkeit spricht sich schnell herum. Und vermutlich ist deswegen die Verehrung dieser Frau so weit in Europa verbreitet.

Erfahrungen, die jemand in seiner Jugend und im Laufe des Lebens macht, prägen den weiteren Lebensweg und viele Entscheidungen, die dieser Mensch später fällen muss.

Das Beispiel der heiligen Radegunde von Thüringen will uns ermutigen, dass wir uns ein offenes Herz für Menschen in Not bewahren, auch wenn wir im Laufe unseres Lebens manche bittere Erfahrungen machen mussten.

Wann waren Sie das letzte Mal auf den Drei Gleichen bei Gotha? Vielleicht wäre morgen eine gute Gelegenheit, einen Sonntagsausflug nach Mühlberg und zur Mühlburg zu unternehmen.