Saalfeld. Unsere Serie „Verein des Monats“ startet in diesem Jahr mit dem „Freundeskreis des Saalfelder Ostereierbaums“, der eine berühmte Tradition erhält.

Man kommt nicht um das Thema herum. „Ausgerechnet in diesem Jahr ist das 55. Jubiläum des Ostereierbaums und da wollten wir eigentlich ein großes Programm auffahren“, sagt André Sibilski, Vorsitzender des Freundeskreises des Saalfelder Ostereierbaums. „Das alles wird nun natürlich nichts. Schade, aber wir machen das Beste aus der Situation“, ergänzt Vereinskollege Reinhardt Bähring. Gegründet im Mai 2018, halten die derzeit 18 Mitglieder die wahrscheinlich bekannteste Tradition der Stadt am Leben.

Aufgrund der Kontaktbeschränkungen konnten André Sibilski und seine Mitstreiter 2020 nicht in gewohnt großer Runde anschmücken, sondern mussten sich auf zwei Personen und 1000 Eier beschränken. Sonst hing fast das Zehnfache dieser Menge an den Zweigen. „Wir wollen einfach, dass Saalfeld in dieser schwierigen Zeit trotzdem etwas bunter wird“, findet Sibilski.

Neuer Baum ab 2021

Wie schon in den fünf Jahren zuvor dient eine der Robinien in der Blankenburger Straße als Trägerbaum, die konkreten Exemplare wechselten sich ab. Es wird das letzte Jahr in dieser Zentrumslage sein. „Ab 2021 schmücken wir den neuen Apfelbaum im Schlosspark“, sagt Mitglied Uta Gull, eine von vier Damen im Verein. Der Standort habe schon immer gefallen und sei ideal, „denn er hat das Park- und Gartenambiente, das die Leute von früher kennen, als es noch die Krafts machten“, findet die junge Frau. „Außerdem haben wir darunter Wiesenboden und nicht wie auf dem Boulevard Stein. Dadurch gehen unsere Eier nicht gleich kaputt, wenn sie mal runterfallen“, ergänzt André Sibilski. Stadtverwaltung und Bürgermeister stünden hinter dem Freundeskreis und der Tradition, sie ermöglichten auch die Neupflanzung im Park, betont Reinhardt Bähring.

Dieser Unterstützung stehen manche Unkenrufe in den Sozialen Netzwerken des Internets gegenüber. Uta Gull und André Sibilski berichten von Schmähkommentaren, die vor allem Größe und Gestalt des Baum, seine Lage und die geringere Anzahl der Eier beträfen. „Wir lassen uns nicht runterziehen“, sagt die Saalfelderin. Bis auf das jüngste Mitglied, das in Königsthal bei Probstzella wohnt und gerade 18 geworden ist, stammen alle Baumfreunde aus der Kreisstadt.

Festliches Anschmücken fiel aus

„Fast alle kennen sich schon einige Jahre, wir sind wie eine große Familie“, sagt Uta Gull. Die Freundeskreismitglieder gehörten allen gesellschaftlichen und beruflichen Gruppen an, sagt Sibilski, auch das zeige die große Verbundenheit der Saalfelder mit ihrer saisonalen Attraktion.

Herzlich willkommen sind auch Geld- und Sachspenden für notwendige Anschaffungen, aber auch zukünftige Veranstaltungen und Aktionen rund um den Baum. Das eigentlich geplante Programm für dieses Ostern liest sich umfangreich. „Wir hatten richtig viel vor, ein Anschmückfest mit Bastelangeboten und Malstraße für Kinder, eine Ostereierbaum-Olympiade mit Auszeichnung, Tombola, Feenschminken, Hüpfburg...“, zählt Bähring all das auf, was jetzt kraft Allgemeinverfügung passé ist.

Trotzdem freuen sie sich über Zuwendungen für bessere Zeiten. Stadtwerke, Landrat, etliche regionale Unternehmen und viele Privatpersonen hätten schon gespendet. „Zum Beispiel ein ehemaliger Unterweißbacher, der jetzt in Tirol lebt“, sagt der Vorsitzende. Die Lebensgemeinschaft Wickersdorf und die Gemeinde Cursdorf wollen noch bemalte Eier geben. Reinhardt Bähring: „Allen Unterstützern gilt unser großer Dank!“

Spendeneier zu Hause sammeln

„Wir sammeln auch nach wie vor Eier, denn beim Schmücken, durch Wind und Wetter und leider auch Vandalismus gehen ja doch immer wieder ein paar zu Bruch“, fährt André Sibilski fort. Eigentlich dient die Bayerische Bierstube den Freunden als Lagerstätte für den zerbrechlichen Naturschmuck, doch seitdem die Gaststätte virusbedingt schließen musste, hängt der Verein platztechnisch in der Luft.

Uta Gull rät daher, „infrage kommende Eier erstmal zu Hause aufzubewahren“. Das können bereits nach Gusto gestaltete, aber ausdrücklich auch unbemalte Eier aller Farbschläge sein, außerdem nicht nur Hühnereier. „Wir haben auch schon Gänse- und Wachteleier und sogar ein Straußenei im Bestand“, sagt Bähring. „Ganz besondere Exemplare könnten wir künftig vielleicht sogar in einer Vitrine in der Orangerie zeigen“. Jedes Stück wird zum Schutz mit Haarlack versiegelt, die Eierexperten empfehlen, gerade bei brauen Eiern, wasserfeste Farben zu verwenden. Der Fantasie seien keine Grenzen gesetzt, auch umhäkelte Eier gibt es längst.

Zwar freut sich der Verein über alle Eier, bevorzugt sind aber freilich echte. „Ich nenne unseren Ostereierbaum manchmal scherzhaft ,Greta-Baum’, denn der ist voll ökologisch!“, sagt André Sibilski.

ZUR SACHE:
Wer wird Verein des Monats?

Auch in diesem Jahr sucht die OTZ-Lokalredaktion gemeinsam mit der Volksbank eG Gera-Jena-Rudolstadt den Verein des Monats.

Seit Jahren wird mit dieser Aktion ehrenamtliches Engagement in der Region gewürdigt. Von April bis September haben jeweils drei Vereine aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt monatlich die Chance, in der OTZ-Lokalausgabe auf fast einer ganzen Zeitungsseite in Wort und Bild vorgestellt zu werden.

Den per Leservotum ermittelten Monatssiegern winken 750 Euro Preisgeld. Platz 2 bekommt 400 Euro, Platz 3 erhält 300 Euro. Die Vereine werden im Normalfall an den ersten drei Montagen im Monat vorgestellt, am vierten Montag erfolgt eine Zusammenfassung, und es wird der Stimmzettel veröffentlicht. Gedruckte Stimmzettel sind auch in Filialen der Volksbank im Kreis Saalfeld-Rudolstadt erhältlich.

Auch die Leser können wieder vom Wettbewerb profitieren, denn beim Abstimmen werden unter den Umfrageteilnehmern monatlich zehnmal 50 Euro verlost.

Der Auftaktverein im April kommt aus der Feengrottenstadt und ist der „Freundeskreis des Saalfelder Ostereierbaums“. Es folgen der Männerchor Oberweißbach sowie mit der TSG „Bau“ Remschütz ein Sportverein.