Saalfeld. Erster Thüringer Corona-Patient auf Saalfelder Isolierstation. Thüringen-Kliniken bündeln Kapazitäten. KV-Arzt: „Die Welle rollt erst noch!“

Der erste bestätigte Corona-Verdachtsfall in Thüringen stammt aus Ostthüringen: Seit Montag liegt ein 57-jähriger Mann aus dem Saale-Orla-Kreis mit bestätigter Coronavirus-Erkrankung auf der Isolierstation „Innere IV“ der Thüringen Kliniken in Saalfeld. Der Mann war zuvor im Ski-Urlaub in Südtirol, wo er sich vermutlich mit dem Virus ansteckte. Der Saale-Orla-Kreis habe sofort den Krisenstab einberufen und umgehend erste Maßnahmen ergriffen. „Das Gesundheitsamt ermittelt zurzeit intensiv alle möglichen Kontaktpersonen des Infizierten“, erklärte Pressesprecherin Mandy Käßner.

Kliniken-Sprecher: Der Patient ist stabil

Wie Stephan Breidt, Pressesprecher der Thüringen-Kliniken, am Dienstag mitteilte, ist der Patient aus dem Saale-Orla-Kreis stabil, es bestehe keine Lebensgefahr. Breidt zufolge sind am Dienstag im Tagesverlauf weitere Patienten als Verdachtsfälle in den Thüringen-Kliniken eingeliefert worden. Ob diese Patienten auf die Isolierstation aufgenommen werden oder eine häusliche Quarantäne möglich sei, entscheiden die behandelnden Ärzte, sagte der Sprecher weiter.

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Breidt rechnet mit weiteren Patienten-Eingängen in der Nacht zu Mittwoch. Es seien entsprechende personelle Vorbereitungen getroffen worden. Der Kliniken-Sprecher erklärte, dass es zu terminlichen Verlegungen von geplanten nicht-akuten Operationen kommen könne, um personelle als auch Betten-Kapazitäten zur Bewältigung der Corona-Situation zur Verfügung zu haben.

Breidt weist dringlich darauf hin, dass das Saalfelder Großkrankenhaus nicht die erste Anlaufstelle für Corona-Verdachtsfälle ist. Zwar seien die Kliniken mit einem isolierten Wartezimmer auf Selbstverdachtsfälle vorbereitet, erster Ansprechpartner für Menschen, die Corona-Symptome an sich feststellen, seien die jeweiligen Hausärzte. Der Rudolstädter Internist und Leiter der Regionalstelle der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Hagen Schiffer, bestätigte die Angabe des Kliniken-Sprechers grundsätzlich: „Wir sind als Hausärzte der erste Ansprechpartner.“

Dem fügte Schiffer jedoch ein großes Aber hinzu: „Bitte anrufen!“ Wer begründet glaubt, an dem neuartigen Coronavirus erkrankt zu sein, soll seinen Hausarzt anrufen, nicht aufsuchen. Alternativ stehe auch die KV-Hotline 116 117 zur Verfügung. „Wir versuchen, die echten Coronafälle aus den Praxen herauszuhalten“, erklärte der Facharzt für innere Medizin. Die Hausärzte und ihre Krankenschwestern verfügten in aller Regel nicht über ausreichende und geeignete Schutzausrüstungen, um sich selbst und andere Patienten vor eine Coronavirus-Ansteckung zu schützen.

Internist rechnet mit Verschärfung der Coronavirus-Situation

Der Internist Schiffer rechnet damit, dass sich die Coronavirus-Situation in nächster Zeit verschärfen wird: „Die Welle rollt erst noch!“ Wichtig sei, Ruhe zu bewahren, häufig die Hände mit Seife zu waschen und bei Verdacht jedweden direkten Kontakt mit anderen Menschen zu unterlassen.

Indes sind Atemschutzmasken und Virus-tötende Desinfektionssprays in Saalfeld so gut wie nicht mehr erhältlich, wie Recherchen am Dienstag ergaben. In der Markt-Apotheke erklärte Detlef Kratky, Pharmazeutisch-technischer Assistent (PTA): „Es gibt von allem nichts mehr.“ Zwar sei nachbestellt worden und es werde sicher auch geliefert werden, „wenn es nicht gerade aus China kommt“. Viele chinesische Waren lägen derzeit „in der Pipeline beim Zoll“. Auch bei der Apotheke von Hirschhausen hieß es: „Wir warten auf Ware.“ Bereits in der Vorwoche seien viruzide Sprays und Atemschutzmasken stark nachgefragt worden und nunmehr ausverkauft.

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