Unterwellenborn. Rund 300 Besucher bei Konzert, Lesung und virtuellem Palast-Rundgang im Röblitzer Freibad

Am Tag des offenen Denkmals hat es der Verein Kulturpalast Unterwellenborn nicht bei einer Rückschau in die Geschichte belassen, sondern einen weiteren Schritt Richtung Zukunft übernommen: Beim Konzert von Jes Holtsø und Morten Wittrock aus Dänemark im Röblitzer Freibad wurden die ersten Unterschriften für eine Petition gesammelt.

Darin fordern die Unterzeichner den Kronacher Kulturpalast-Eigentümer Knut Schneider auf, seinen gesetzlichen Pflichten zum Erhalt des Gebäudeensembles endlich nachzukommen und außerdem Gebäude und Landschaftspark zu einem fairen Preis „an die Gemeinnützigkeit“ zu verkaufen, um so den Palast langfristig zu schützen, ihn öffentlich nutzen und die dringend fällige Dachsanierung durchführen zu können. Nach Angaben des Vereins soll Schneider für die Immobilie Anfang der Neunzigerjahre lediglich 180.000 D-Mark gezahlt und sie innerhalb seines Firmen-Netzwerks 2016 für 950.000 Euro verkauft haben. Nun fordere er 5,5 Millionen Euro.

Etwa 300 Freunde des Kulturpalastes, oft auch Fans der Film-„Olsenbande“, zu der damals auch Jes Holtsø als wenig kriminell tauglicher Sohn „Børge“ gehörte, kamen am vergangenen Sonntag im Freibad gleich mehrfach auf ihre Kosten. Der Verein hatte ein umfangreiches Programm vorbereitet, das ursprünglich zur Aufführung im Kulturpalast gedacht war, aufgrund des Hausverbots durch den Eigentümer kurzerhand ins Freibad verlegt– als „Tag des offenen Verhörs“ eines Mitglieds der „Olsenbande“.

Vereinsvorstand Torsten Ströher beschrieb sichtlich bewegt, wie es sich anfühlt, wenn der Eigentümer trotz des jahrelangen Vereinsengagements und der erfolgreichen Akquise von Fördermitteln für den Erhalt des Kulturpalastes dem Verein Hausverbot erteilt und der Verein nicht „retten“ darf, sondern räumen muss. Laut Ströher sind aufgrund undichter Dächer einige der zunehmend durchnässten Decken mittlerweile einsturzgefährdet. Gemeinsam mit Unterwellenborns Bürgermeisterin Andrea Wende (Freie Wähler) erklärte Ströher, dass der Verein beträchtliche Fördermittel zur Dachsanierung zugesprochen bekommen hatte, sie aber nicht einsetzen konnte, da Eigentümer Schneider dem Verein im Frühjahr die Handlungsvollmacht entzog, Hausverbot erteilte und selbst die Annahme der Fördermittel verweigerte. Ziel des Vereins sei nun die Gründung einer Stiftung zum Jahresende, in deren Eigentum das Haus saniert werden soll.

Wende ließ in ihrer sehr persönlichen Rede keinen Zweifel daran, dass die Zeit gekommen ist, in der um das Haus gekämpft werden muss. Sie forderte die Gäste auf, sich zu engagieren und wie sie selbst den Verein nach Kräften zu unterstützen.

Jes Holtsø und Morten Wittrock überzeugten die Gäste mit einem Mix aus Blues und Jazz, sehr reif und gleichzeitig entspannt. Man merkte beiden Musikern an, dass sie seit Jahrzehnten miteinander Musik machen. Zwischendurch interviewte die MDR-Moderatorin Janine Strahl-Oesterreich die Künstler und gab einige nicht so bekannte Geschichten über die Olsenbande zum Besten. Parallel zu Konzert, Interview und Lesung war der Kulturpalast auf der Leinwand virtuell präsent.

Kulturpalast und Olsenbande – der Stimmungslage nach passt das tatsächlich zusammen. Manche im Verein fühlen sich derzeit so wie sich einst Egon, Benny oder Kjeld in den Filmen: verraten (vom Eigentümer) und vor die Tür gesetzt. Sollte das Haus tatsächlich verfallen, würden all die Menschen der Region, die etwas mit dem Haus verbindet, de facto zum zweiten Male enteignet, finden nicht nur die Vereinsmitglieder wie Ströher oder Steffen Palm. Jes Holtsø und Morten Wittrock sowie Janine Strahl-Oesterreich und der Olsenbandenfanclub unterschrieben als Erste die Petition zum Erhalt des Hauses. Viele weitere haben laut Verein ihre Unterstützung schon zugesagt.