Freitagabend, Wahlkampf der AfD in Kaulsdorf. Der Saal im Bürgerhaus ist voll, die Stimmung eingeschworen, Jubel brandet auf, als die Redner die Bühne betreten, er geht schnell in Gejohle ...

Freitagabend, Wahlkampf der AfD in Kaulsdorf. Der Saal im Bürgerhaus ist voll, die Stimmung eingeschworen, Jubel brandet auf, als die Redner die Bühne betreten, er geht schnell in Gejohle über. Es dauert nicht lange, bis die Direktkandidaten die aus ihrer Sicht mangelnde Integrität der Medien ansprechen. Und mitten drin man selbst als Zeitungsreporter. Das „Lügenpresse“ kommt zwar relativ spät und mehr gedruckst, als skandiert, aber trotzdem ist der Tenor im Raum glasklar. Die meisten Termine fühlen sich angenehmer an; ja, auch bisherige Wahlkampfauftritte anderer Parteien. Doch all den Parolen folgt dann die Eloquenz eines Nicolaus Fest, früher Bild-Redakteur, also Insider, und heute AfD-Mitglied. Und er sagt sogar Dinge, die nicht mal falsch sind: Durch Zögern und Zurückhalten von Fakten, etwa in der Kölner Silvesternacht, machen sich Medien angreifbar. Verlorenes Vertrauen zurückzuerlangen, ist schwierig. Doch Fest sagt auch, der deutsche Journalismus sei verkommen und schlecht. Das tut dem Journalismus Unrecht – vor allem denen, die ihn jeden Tag aufs Neue mit bestem Wissen und Gewissen ausüben. Es braucht hier vor allem mehr Differenzierung. Die habe ich mir aber auch schon auf der Gegenseite gewünscht.