Bad Lobenstein. Großeinsatz für die Feuerwehren auf der A9 bei Bad Lobenstein: Ein Lastwagen, beladen mit Klärschlamm, war auf die Seite gekippt. Ersthelfer Silvio Enders reagierte heldenhaft.
Giftiger Klärschlamm, ein Gefühl wie Schmierseife, hielt Silvio Enders nicht zurück. Der Ersthelfer sprang aus seinem Fahrzeug und rannte zum Lastwagen, der auf der A9 bei Bad Lobenstein umgekippt war. Der Fahrer war aus noch unklarer Ursache nach rechts von der Fahrahn abgekommen, hatte noch versucht, gegenzulenken - doch das schwere Gefährt fiel regelrecht auf die Beifahrerseite. Dabei verteilte sich die giftige Ladung quer über der Autobahn.
Ersthelfer Silvio Enders reagierte bemerkenswert selbstlos. Er befreite den 41-jährigen Fahrer aus dem Führerhaus und versorgte ihn. Ob das Gefahrgut womöglich giftig sein könnte, darüber hatte sich Silvio Enders überhaupt keine Gedanken gemacht: „Gar nicht, mit keiner Wimper. Es ist einfach normal, man reagiert, dem Fahrer muss geholfen werden, alles andere spielt da keine Rolle mehr. Alles andere ist egal.“
Klärschlamm auf der Fahrbahn - Gefahrgut-Laster kippt auf A9 um
Feuerwehr muss in Schutzanzügen arbeiten
Ein zweiter Lkw und ein Transporter wollten die Unfallstelle noch passieren - und steckten plötzlich in der schmierigen Ladung fest. Die eintreffende Feuerwehr musste sich erst einmal über das Gefahrgut informieren, um weitere Maßnahmen zu ergreifen. Nach einiger Zeit war klar, es handelt sich lediglich um Klärschlamm. „Der Schlamm ist nicht als giftig deklariert, sondern sogar relativ einfach zu handhaben,“ erklärt Zugführer Rico Helm. Die Polizei hingegen sieht die Gefahr etwas anders, wie Sprecher Christian Cohn mitteilt: „Das ist Gefahrgut, nicht hochgiftig, aber dennoch nicht ungefährlich.“ Deswegen arbeiteten die Kameraden teilweise in speziellen Schutzanzügen. Trotzdem richtete die Feuerwehr Schleiz einen Dekontaminierungsplatz rund 100 Meter von der Unfallstelle entfernt ein. Jedes Fahrzeug, das die Unfallstelle passierte, spritzten die Kameraden mit Wasser ab und reinigten es.
Vorab galt es, eine Spur für die Rettungskräfte freizuschaufeln. Zusätzlich mussten sich die Feuerwehrleute noch um die beiden Fahrzeuge kümmern, die sprichwörtlich im Gefahrgut feststeckten. Von allein konnten die Fahrer weder den Lastwagen noch den Transporter, der quer zur Fahrbahn stand, aus dem Klärschlamm befreien. Mühevoll schaufelten die Helfer eine Gasse frei. Aber selbst dann war das Wegkommen für die Fahrer noch schwierig, denn die schmierigen Überreste ließ die Reifen durchdrehen.
„Der Fahrer, 41 Jahre, ist bei dem Unfall zum Glück nur leicht verletzt worden. Er ist also mit dem Schrecken davongekommen“, berichtet Polizeisprecher Cohn. Für Ersthelfer Silvio Enders sah das zunächst anders aus. Er beschreibt den Moment wie folgt: „Wir sind sofort vor, haben ihn rausgezogen und verarztet, weil er stark geblutet hat. Er stand unter Schock.“ Für den Außendienstmitarbeiter, der die ganze Woche auf der Autobahn verbringt, eine Selbstverständlichkeit: „Mich interessiert es nicht, ob es Gefahrgut ist. Da zählt das Menschenleben.“ Eine Reaktion, die heutzutage nicht mehr alltäglich ist und gerade deswegen großen Respekt abverlangt.
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OTZ