Rodacherbrunn. Bürgermeister von Nordhalben erinnert mit Schreiben an Ministerpräsident Ramelow an die Debatte zum „Nationalpark Frankenwald“

Der Umbau von 1400 Hektar Waldfläche bei Rodacherbrunn mit dem Ziel, die Bewirtschaftung anschließend einzustellen, stößt auch auf der anderen Seite des Grünen Bandes auf Ablehnung. Dies hat der Bürgermeister der oberfränkischen Marktgemeinde Nordhalben in einem Brief an Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) deutlich gemacht.

„Auf unserem Gemeindegebiet grenzen viele private Wälder von Bürgern unserer Gemeinde beziehungsweise aus der Region direkt an diese bisherigen BVVG-Waldflächen“, begründet Bürgermeister Michael Pöhnlein sein Schreiben. Die Wälder auf bayerischer Seite seinen „aus historischen Gründen sehr stark fichtengeprägt“. Der Klimawandel erhöhe die Gefahr von existenzbedrohenden Schäden durch Borkenkäferbefall oder Stürme. „Alle Waldbesitzer sind intensiv bemüht, die Wälder durch Umbau zu Mischwäldern stabiler und gegen Gefahren sicherer zu machen“, schildert Pöhnlein. Gleichwohl sei bekannt, dass derartige Waldumbaumaßnahmen viele Jahrzehnte in Anspruch nehmen würden, bis sie flächenwirksam seien. „Wir haben deshalb große Sorgen, dass durch ein Beenden einer naturnahen Waldbewirtschaftung auf Thüringer Seite unsere Waldbesitzer ihre Wälder durch Borkenkäfer verlieren, die sich auf nicht bewirtschafteten Waldflächen jenseits des Grünen Bandes entwickeln werden“, beschreibt Pöhnlein die Bedenken auf oberfränkischer Seite.

Diskussion über die Landesgrenze hinweg

Erinnert wird in dem Schreiben an Ramelow an die im Jahr 2017 intensiv geführten Diskussionen zum „Nationalpark Frankenwald“. Selbst die Naturschutzverbände hätten festgestellt, dass der fichtenreiche Frankenwald aus naturschutzfachlicher Sicht nicht für ein Totalschutzgebiet geeignet sei, sondern eine dauerhafte, naturnahe Forstwirtschaft sinnvoller wäre. Nur so könnten stabile Mischwälder und Artenvielfalt erreicht werden.

Mit einer Reihe von Fragen möchte Nordhalbens Bürgermeister die Diskussion über die Landesgrenze hinweg weiterführen. Von Interesse sei daher, ob die fachlichen Erkenntnisse aus der Diskussion zum „Nationalpark Frankenwald“ in das Thüringer Vorhaben einbezogen werden und ob es Kontakte gibt zwischen den zuständigen Thüringer Ministerien zur Bayerischen Forstverwaltung und zu den Bayerischen Staatsforsten. Selbst die Frage nach Auswirkungen einer Stilllegung auf die Trinkwasserversorgung angrenzender Gebiete wird in dem Schreiben des Bürgermeisters aufgeworfen.