Schleiz/Pößneck. Mitglieder der Reisegruppe um den Corona-Infizierten aus Pößneck kamen auch aus dem Saale-Holzland und dem Kreis Greiz. Die Gruppe kam mit bis zu 300 Personen in Kontakt.

Der 57-jährige Mann aus Pößneck, der seit dem späten Montagabend als erster bestätigter Coronavirus-Fall von Thüringen gilt, ist mit einer 35-köpfigen Busreisegruppe zum Ski-Urlaub in den Winterferien nach Südtirol gefahren. Nach der Rückkehr am 16. Februar hatten Mitglieder der Reisegruppe - dazu gehörte jedoch nicht der Infizierte - unter anderem bei einer Faschingsveranstaltung und einem runden Geburtstag Kontakt zu 100 bis 300 weiteren Personen. Die Frau des betroffenen Coronavirus-Patienten arbeitet im Landratsamt in Schleiz und wurde negativ getestet.

In Reisegruppe mit Corona-Erkrankten auch Urlauber aus Kreis Greiz und Saale-Holzland

Ein Reisegruppenmitglied ist niedergelassener Hausarzt in Pößneck und hatte in der Zwischenzeit Sprechstunden gehalten. Einige aus der Reisegruppe sind Mitglieder in einem Pößnecker Sportverein. In der Reisegruppe befanden sich auch einige Urlauber aus dem Landkreisen Greiz und Saale-Holzland, darunter ein CDU-Landtagsabgeordneter.

Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen im Saale-Orla-Kreis abgesagt

Sieben Mitarbeiter des Landratsamtes Saale-Orla nehmen seit Dienstagvormittag Abstriche bei möglichst vielen der ermittelten Kontaktpersonen. „Die Proben werden noch heute ins Labor nach Bad Langensalza gefahren“, sagte der Schleizer Landrat Thomas Fügmann (CDU). Torsten Bossert, Leiter des Fachdienstes Gesundheit im Landratsamt Saale-Orla, rechnet am späten Mittwochnachmittag oder Donnerstagvormittag mit den Laborergebnissen der ersten knapp 170 Proben.

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Die Kreisverwaltung habe das Hotel in Val di Fiemme in Südtirol, das anders als andere Regionen Norditaliens bislang nicht als Krisengebiet galt, informiert.

Nach Angaben von Landrat Fügmann sei lediglich der 57-jährige Pößnecker (Stand 15 Uhr) der einzige Corona-Verdächtige aus dem Saale-Orla-Kreis, der auf einer Quarantänestation in einer Klinik und zwar in Saalfeld liegt. Er wurde am Sonntag eingeliefert und habe deutliche Beschwerden wie Atemnot und Fieber, so Fachdienstleiter Bossert. Gerüchte, wonach im Kreiskrankenhaus Schleiz ein weiterer Fall behandelt werde, würden nicht stimmen. An der Pressekonferenz nahm auch Matthias Zacher, der Leiter der Landespolizeiinspektion Saalfeld, und Vizelandrat Jürgen Hauck, teil.

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Gerüchte über weiteren Corona-Fall in Schleiz stimmen nicht

„Wir haben mittlerweile Konferenzen mit dem Krisenstab des Nachbarlandkreises Saalfeld-Rudolstadt abgehalten. Das Klinikum in Pößneck wird eine Spezialambulanz einrichten. Das Krankenhaus Schleiz steht schon seit einigen Tagen bereit. Sämtliche Nachbarlandkreise sind involviert“, sagte Torsten Bossert.

Außer Gymnasium Pößneck keine weiteren Schließungen angeordnet

Bereits am frühen Morgen hatte der Fachdienst Gesundheit die Schließung des von über 500 Schülern besuchten Gymnasiums „Am Weißen Turm“ in Pößneck angeordnet. Nach der ersten Ermittlung der Kontaktpersonen des Infizierten wurden zwei Verdachtsfälle am Gymnasium festgestellt. Dabei handelt es sich um einen Schüler und eine Lehrerin der Schule, die in der Reisegruppe waren. „Die Lehrerin hat kleine Beschwerden, der Schüler nicht. Deshalb gibt es bisher keine Indikationen, weitere Personen an der Schule zu testen“, so Bossert.

Alle Schüler sowie Lehrkräfte werden aufgefordert, zuhause zu bleiben. Eine Betreuung der Schüler, bei denen das nicht möglich ist, wird abgesichert. Bisher gibt es keine weiteren Verdachtsfälle in Kindergärten oder anderen Schulen der Region. Deshalb sind aktuell keine Schließungen von weiteren Einrichtungen angeordnet.

Maßnahmen bei anderen Menschenansammlungen wie in Supermärkten oder an Bushaltestellen halte Fügmann zum jetzigen Zeitpunkt für nicht notwendig.

Bürgertelefon geschaltet

Die Mitarbeiterin der Schleizer Kreisverwaltung, die nach der Reise eine Woche „auf Arbeit“ war, wurde negativ getestet. Die Kreisverwaltung bleibe weiterhin geöffnet.

Im Landratsamt in Schleiz wurde ein Bürgertelefon geschaltet. Die Nummer lautet (03663) 488 888. Hier können alle Bürger ihre Fragen stellen.

Corona im Saale-Orla-Kreis: Krisenstab hat diese Maßnahmen beschlossen

Bis auf Weiteres ordnete der Krisenstab des Landratsamtes eine Absage aller öffentlichen Veranstaltungen mit über 50 Personen im Saale-Orla-Kreis an. Dies betreffe beispielsweise kulturelle Veranstaltungen, Tagungen, geplante Versammlungen von Feuerwehren, Jägerschaften und viele mehr. Betroffen seien auch Galaabende im Orlatal und Frauentagsveranstaltungen. „Es geht um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger, um unser aller Sicherheit. Wir appellieren an die Vernunft jedes Einzelnen, die Gefahr der Ansteckung so weit wie möglich zu minimieren“, so Landrat Thomas Fügmann.

Alle Veranstaltungen in Wisenta-Halle fallen aus

Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Saale-Orla, sagte, dass alle Veranstaltungen in der Wisentahalle in Schleiz bis vorerst Sonntag ausfallen. Die Polizei werde die Kreisverwaltung bei der Durchsetzung der Allgemeinverfügung unterstützen, sagte Matthias Zacher, Leiter der Landespolizeiinspektion Saalfeld.

Am Abend des 2. März hatte der Fachdienst Gesundheit des Landratsamtes in Schleiz Kenntnis darüber erhalten, dass das Coronavirus bei einem 57-jährigen Mann aus dem Orlatal nachgewiesen wurde. Unmittelbar danach wurde der Krisenstab einberufen.

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