Schleiz. Arthur Dörfel führt seit 20 Jahren Besucher durch die Kirche.

Oftmals kommen die Leute nicht aus dem Staunen heraus, wenn sie die Bergkirche in Schleiz betreten. Das Gotteshaus ist prächtig ausgestattet und lässt weit zurück in die Historie blicken. Arthur Dörfel kennt sich mit all dem bestens aus, er ist seit 20 Jahren ehrenamtlich als Bergkirchenführer in der Kirchengemeinde Schleiz im Einsatz. Er ist überzeugt: „Man kann nicht ein Gotteshaus erklären, wenn man nicht selbst im christlichen Glauben steht.”

Arthur Dörfel ist jetzt 90 Jahre alt und der Meinung, dass ein Nachfolger für ihn ran muss. Die Bergkirche hat – das war vor Corona - immer geöffnet, außer montags, und jeden Tag war ein anderer ehrenamtlicher Bergkirchenführer für zwei Stunden am Nachmittag im Einsatz. Für Dörfel war es der Mittwoch, wenn er das Gotteshaus beaufsichtigte und Fragen der Besucher beantwortete. Es kamen Besuchergruppen, etwa Kirchgemeinden, die sich anmeldeten oder auch individuell Reisende.

Was dem Bergkirchenführer gut im Gedächtnis geblieben ist in all der Zeit? „Es gab zwei Besuchergruppen, bei denen ich ein bisschen Bauchschmerzen hatte.” Das waren einmal Kunstexperten aus Dresden und ein andermal eine Gruppe aus dem Münchener Raum, die auf Orgelreise war. „Ich habe aber gemerkt, je mehr ein Mensch weiß, desto mehr nimmt er Rücksicht auf den, der führt.”

Uns so behielt er beide Gruppen als angenehme Gäste in Erinnerung. Aber: „Es gab auch naseweise Besucher.” Und dann genoss der Schleizer auch unverhoffte Wiedersehen mit Leuten, die man aus den Augen verloren hatte. „Ich schaute dreimal hin, um eine ehemalige Schleizerin zu erkennen, die nach Island heiratete.”

Vom Lehrer zum Bergkirchner

Arthur Dörfel war viele Jahre Lehrer an der Erweiterten Oberschule (EOS) Schleiz, das spätere Gymnasium, unterrichtete bis 1992 Mathematik und Physik. Bis 1994 war er Referent im Schulamt in Schleiz. Wie Arthur Dörfel danach Bergkirchenführer wurde? „Meine Frau war über 20 Jahre im Gemeindekirchenrat Schleiz. Als sie erzählte, dass ehrenamtliche Kirchenführer gesucht werden, sagte ich: Da komme ich nicht in Frage. Ich bin kein Kunstexperte, kein Theologe. Und auch kein Geschichtsexperte. Dann kam aber auch die Frau von Pfarrer Felber auf mich zu und meinte: Du kannst dich da reinfuchsen.”

So begann für Arthur Dörfel die Zeit als Bergkirchenführer. „Anfangs hatte ich mir Karteikarten gefertigt, und ich guckte mir auch von den anderen Führern etwas ab.“ Eines war ihm immer besonders wichtig: „Wenn ich Führungen machte, hantierte ich wenig mit Zahlen. Ich wollte den Besuchern die Kirche nahe bringen.” Das gelang ihm mit kleinen Episoden aus der Historie des Gotteshauses.

Etwas Besonderes ist etwa das Epitaph für die im Kindbett verstorbene Anne Dorothea Slevogt, die 20 Jahre jung war. Ihre Eltern stifteten die Grabtafel, welche links neben der Kanzel hängt. Der Engel vom Leuchter in der Kirchenmitte zeigt zum Epitaph. Der Altar steht für Glaube. Liebe und Hoffnung. Die Flügel an der Kutter-Orgel gehören zum Renaissance-Prospekt. Die Emporenfelder sind mit Bibelsprüchen verziert. Zu allem kann Arthur Dörfel Wissenswertes berichten, zum Bau, dem Alter und zur Bedeutung.

Was die Leute oft fragen? „Viele wollen wissen, warum die Kirche außerhalb der Stadt steht. Das liegt in der einstigen Handelsstraße begründet, die hier entlang führte.” Einst stand an der Stelle eine Kapelle, die im 14. Jahrhundert vom Deutschen Orden zur Kirche erhoben und weiter ausgebaut wurde. „Ende des 17. Jahrhunderts hatte Schleiz einen kunstsinnigen Superintendenten, dessen Ehefrau viel Geld hatte.”

Mit barocken Umgestaltungen kamen viele Epitaphen und Malereien in die Kirche. “Die Bergkirche wurde Begräbniskirche für die Kirchgemeinde, die Reußen und betuchte Schleizer ließen sich hier begraben. Die Turmkapelle birgt die Tumba von Heinrich des Mittleren von Gera von 1500.

Ein Pferdestall für Napoleons Truppen

Während das Gotteshaus 1806 von Napoleons Truppen als Pferdestall genutzt wurde, musste nach dieser Zeit vieles erneuert werden. Die Deckenbemalung ist über 120 Jahre alt. „Die Schleizer nennen sie liebevoll Blumenwiese”, sagt Arthur Dörfel. Später wurde die Kirche auch in der DDR-Zeit unter der Anleitung des Institutes für Denkmalpflege renoviert. Nach 1990 folgten Schwammsanierung und Orgelbau. Vor einigen Jahren wurde die Fürstengruft mit den Särgen saniert.

Von all dem konnte der 90-jährige im Jahr 2020 nur wenig erzählen. „Als einzige Gruppe hatte ich Anfang des Jahres eine Geburtstagsgesellschaft aus Mißlareuth durch die Bergkirche geführt, mit Gästen aus Töpen, Leipzig und Chemnitz. Aber wenn Not am Mann ist, übernehme ich weiterhin Führungen, aber nicht mehr regelmäßig jede Woche.” Neuen Bergkirchenführern will der Schleizer gerne zur Seite stehen. Interessierte können sich unter Telefon 03663/ 422342 oder per Mail (bkschleiz@gmx.de) melden.