Wertvolles aus dem Hirschberger Kirchenarchiv wäre fast einem Wasserschaden zum Opfer gefallen.

Die Kirchgemeinde Hirschberg konnte einzigartige, historische Aufzeichnungen retten, als sie in akuter Gefahr waren.

„Ich war zufällig mit einer Familienforscherin hier in dem Raum“, erklärt Johannes Müller, der sich um das Archiv der Kirchgemeinde kümmert. In dem Zimmer, gelegen im Obergeschoss des Pfarrhauses, gleich hinter der Kirche, ist sonst keiner, es steht leer.

Plötzlicher Wasserschaden

Aber darüber ist eine Wohnung vermietet, dort musste ein Wasserschaden ausgebrochen sein. „Ich sah an der Zimmerdecke Wasserspuren, die Tapete war eingerissen. Und es tropfte Wasser auf den Schrank“, berichtete Müller. Nach dem ersten Schreck stellte der Senior sogleich einen Eimer auf den Schrank, um das Wasser abzufangen. „Aber die Akten, die auf dem Tisch lagen, waren schon nass geworden. Ich habe gleich den Kirchenvorstand und den Pfarrer angerufen, um sie darüber zu informieren.“

Da Johannes Müller vor noch gar nicht so langer Zeit Archiv-Lehrgänge absolviert hatte, einen genau zum Thema Wasserschaden, wusste er, dass man die nassen Dokumente gefriertrocknen muss. Man brachte die Akten ins Domizil eines Hirschberger Vereins, der über eine zu der Zeit leerstehende Gefriertruhe verfügte. „Ich habe alles in Plastiktüten verpackt.“ Der Inhalt von immerhin sechs Archivkartons konnte so in der Truhe zwischengelagert werden. “

Beim Gefriertrocknen geht das Wasser direkt vom gefrorenen in den gasförmigen Zustand über. Der flüssige Aggregatzustand wird dabei ausgelassen, so dass sie Akten nicht nass werden“, so der Hirschberger. Immerhin waren unter den Schriften auch welche aus der Zeit um 1784 dabei.

Dann war es Oliver Franke, der sich weiter mit dem geretteten Archivgut befasste. „Ich kümmere mich im Kirchenkreis Schleiz ehrenamtlich um die Archive der Kirchgemeinden.“ Auch wenn die Kirchenkreise weniger werden, es kommen mit jedem Ort neue Akten von früher hinzu, erklärt er. Da habe er immer viel zu tun. Oliver Franke, der in der Diakonie in Altengesees beruflich tätig ist, nahm wegen des Hirschberger Archivguts Kontakt mit dem Landeskirchenarchiv in Eisenach auf und brachte die historischen Dokumente auch selbst dorthin.

Lob vom Zentrum für Bucherhaltung

Im Landeskirchenarchiv, wo das Archivgut ebenfalls erst mal „als relativ kleiner Bestand“, wie Franke beschrieb, in die Gefriertruhe zur Zwischenlagerung kam, kümmerte man sich weiter um die Hirschberger Dokumente und brachte sie ins Zentrum für Bucherhaltung nach Leipzig. Dort gibt es eine Gefriertrocknungsanlage, die speziell für die Trocknung von Papier konstruiert wurde. Denn Wasserschäden an Büchern können verheerend sein: Zusammenklebende Buchseiten, verhorntes und eingerissenes Pergament, ein deformierter Buchblock oder bis zur Unkenntlichkeit verlaufene Tinten und Stempelfarben. Das Papier quillt, Bindungen und Einbände können geschädigt werden, Schimmel bildet sich. Wassergeschädigte Dokumente erfordern deshalb schnelles Handeln, heißt es vom Zentrum für Bucherhaltung.

Zum Schutz vor Schimmel und um das Verlaufen von Tinten und Farben zu stoppen, werden die nassen Dokumente schnellstmöglich eingefroren. Die Hirschberger Akten wurden deshalb gleich in der Gefriertrocknungsanlage behandelt.

Für die Hirschberger Retter der historischen Dokumente gab es dann viel Lob, denn sie hatten alles richtig gemacht. Hätte man die Papiere einfach an der Luft getrocknet, wäre die Tinte verlaufen, Schimmel hätte sich gebildet, die Seiten wären aneinander geklebt. Oder noch schlimmer wäre es gewesen, man hätte gar nichts unternommen und die Akten vielleicht einfach beiseite gelegt. Dann wären sie für die Nachwelt für immer verloren. So aber wurden die historischen Schätze gerettet und erhalten.

Einige Dokumente mehr als 400 Jahre alt

Oliver Franke holte das wertvolle Archivgut nach der fachgerechten Gefriertrocknung in Leipzig wieder ab,

Die ältesten Dokumente stammen aus dem 17. Jahrhundert.
Die ältesten Dokumente stammen aus dem 17. Jahrhundert. © Simone Zeh

um es zurück nach Hirschberg ins alte Pfarrhaus zu bringen. Johannes Müller zeigt, wie viele unzählige historische Akten er dort bereits sortiert und in speziellen Archivkartons gelagert sowie diese beschriftet und mit Inhaltsangabe versehen hat. Eine mühevolle und zeitaufwendige Tätigkeit. „Von 1622 ist der älteste Lehnbrief und von 1615 das älteste Kirchenbuch“, sagt er. „Das sind einzigartige Dokumente.“ Wie etwa ein Heiratserlaubnisschein, den es früher gab.

Wenn es bald im Garten weniger zu tun gibt, wird man Johannes Müller wieder vermehrt im Archiv im Pfarrhaus antreffen. Denn es gilt, noch weitere der Akten aus früherer Zeit in die speziellen Kartons zu sortieren und zu beschriften. Und natürlich macht der Hirschberger auch stets gerne die Tür auf, wenn Familienforscher oder Schüler kommen, um Einblick ins Kirchenarchiv zu nehmen.