Bad Lobenstein. Trotz langer Unterzahl ringt der FSV Schleiz den VfR Bad Lobenstein vor 340 Zuschauern mit 3:2 (2:1) nieder und fügt den Koseltalern damit die erste Heimniederlage in der Fußball-Landesklasse seit November 2017 zu.

Das hatte man sich im Lager des VfR Bad Lobenstein ganz anders vorgestellt. Die Realität lässt die Koseltaler nach der zweiten Derby-Pleite aber ganz hart auf den Boden aufschlagen. Ging schon das SOK-Derby in Neustadt mit 2:3 verloren, mussten Köcher & Co. im noch prestigeträchtigeren Oberland-Derby gegen den FSV Schleiz mit dem gleichen Ergebnis die Punkte dem Kontrahenten überlassen.

Diese erste Punkspielniederlage seit dem 4. November 2017 auf heimischen Geläuf wurde garniert mit zwei Platzverweisen und insgesamt sechs gelben Karten. Dass es dabei den letztjährigen Fair-Play-Sieger aus Schleiz mit dem Löwenanteil von einmal Rot und fünfmal Gelb überdimensional traf, war sicherlich der Knackpunkt, dass der VfR das Spiel verlor. Der Schleizer Trainer Roger Fritzsch hatte seiner Elf eingeimpft, die technisch beschlagenen Koseltaler mit kompromisslosem Arbeiten am Mann nicht in das Spiel kommen zu lassen.

Früher Ausfall Wirths bremst VfR-Spielaufbau aus

Dieser Plan ging auf. Thomas Liebold räumte nach vier Minuten gleich einmal Martin Wirth ab, der nach neun Minuten das Feld räumen musste. Dass dies dem VfR nicht schmeckte, merkte vor allem die Mittelfeldreihe, die so nie einen konstruktiven Spielaufbau hinbekam. Und dennoch ging der VfR in Führung: Sebastian Mai zimmerte aus gut 20 Metern die Kugel ins Netz (17.) – unhaltbar für den Schleizer Schlussmann. Ähnlich schön und genau so effektiv war auf der Gegenseite Amel Nukovic, der das Zuspiel von Frank Gerisch zum Ausgleich in den Kasten von Richie Steinbach setzte (35.).

Genau in diesen Schleizer Torjubel ließ sich Martin Berger zu einer verbalen Entgleisung gegenüber Zuschauern hinreisen, die von Schiedsrichter Jan Weltzien mit einem Platzverweis geahndet wurde. Doch die nun numerische Überzahl des VfR half nicht, denn die Schleizer erzeilten durch Andre Hoyer nach einer VfR-Schwimmeinlage sogar noch die Pausenführung (39.).

Doppeltest Pfostenglück für Schleiz

Die Spannung kochte gleich nach Seitenwechsel wieder auf, denn der eben eingewechselte David Linke scheitere mit seinem Versuch an Alexander Hebenstreit, den Abpraller setzte erneut Mai zum Ausgleich in die Maschen (46.). Viel fand in der Folge nun im Mittelfeld statt und der Schiedsrichter hatte alle Hände voll zu tun, dass ihm das Spiel nicht entglitt. Und dennoch war der VfR dem dritten Treffer näher, als der Gast. So entschärfte Hebenstreit einige Freistöße, war aber auch mächtig im Glück, als zuerst Mai, dann Oliver Hölzel zweimal die gleiche Stelle des linken Pfostens trafen ( 74.).

Der anschließende Schleizer Befreiungsschlag fand den an der Mittelinie lauernden Gerisch, der auf Steinbach zulief. Der VfR-Keeper, selbst aus dem Kasten geeilt, baute sich vor Gerisch auf und Gerisch fiel. So etwas fällt dann unter die Kategorie Notbremse, womit auch Steinbach vorzeitig duschen gehen musste (76.).

Für ihn kam Dominik Aust in das Tor. Dieses Pari-pari auf dem Platz beflügelte die Schleizer Gäste noch einmal, die immer wieder um Ordnung ringende Koseltaler Abwehr weiter unter Beschuss zu nehmen. Das gelang Marco Saß mit einem gefühlvollen Schlenzer ins lange Eck in Perfektion (83.). Sein Siegtreffer beendete eine lange Durststrecke des FSV, die nun erstmals wieder in der Kurstadt jubeln durften.

Stimmen zum Spiel

Heiko Becker (Trainer VfR Bad Lobenstein): „Ein gesundes Derby ohne Überhärte hätte dem Spielverlauf richtig gut getan, aber das soll nicht von unserer Leistung ablenken. Die Überzahl musst du einfach besser ausspielen und die Führung erzielen, bei den beiden Pfostentreffern fehlte das nötige Quäntchen Glück. Die Gegentore sind besser zu verteidigen und die unnötige rote Karte brachte uns dann auf die Verliererstraße. Wir werden aus diesen ersten beiden Spielen unsere Lehren ziehen.“

Roger Fritzsch (Trainer FSV Schleiz): „Es war ein sehr emotionales und körperbetontes Derby. Aufgrund der völlig überzogenen roten Karte gegen Martin Berger hatte diese Partie gleich frühzeitig einen sehr bitteren Beigeschmack. Dadurch wurde unser Matchplan völlig über den Haufen geworfen, aber bis auf ein paar wenige Situationen hatten wir das Spiel auch in Unterzahl ganz gut unter Kontrolle.“

Janek Köcher (Kapitän VfR Bad Lobenstein): „Es war ein sehr spannendes Derby vor einer tollen Kulisse. Das Pendel hätte zu jeder Zeit in eine andere Richtung schlagen können. Das Spiel war schon hart und rassig, aber nicht unfair. Schade, dass es nicht für mindestens einen Punkt gereicht hat.“

Mirko Horn (Kapitän FSV Schleiz): „Wir wussten, dass wir auf eine spiel- und heimstarke Mannschaft treffen und dass es ein hartes Stück Arbeit wird. Genau so war es dann auch. Nach dem Rückstand und er roten Karte haben wir nicht aufgesteckt und den Kampf richtig gut angenommen. Nach der Halbzeit hatten wir eine Phase, in der wir etwas Glück hatten, aber wir haben weiter an uns geglaubt und am Ende verdient gewonnen.“