Saalburg. Der Auftakt in die neue Schifffahrtssaison auf der Bleilochtalsperre ist in Saalburg verhalten, aber bei Familien mit Kindern beliebt.

Silvana Wille aus Großheringen nimmt auf dem Oberdeck des Motorschiffes Gera erstmal die Mund-Nase-Maske ab. Durchatmen. „Endlich wieder nach den Wochen der Corona-Beschränkungen und vielleicht auch für längere Zeit das letzte Mal ein Gefühl von Urlaub“, sagt die werdende Mutter bei der Jungfernfahrt der Stauseeschifffahrt am Samstag auf dem Thüringer Meer bei Saalburg.

„Das hier ist jetzt unser Jahresurlaub. Eigentlich wollten wir im Mai an die Ostsee. Wir haben gegoogelt und sind auf gut Glück für zwei Nächte ins Hotel nach Saalburg aufgebrochen“, sagte die Winzerin, die in den Coronawochen früher in den Mutterschutz ging und ihre dreijährige Tochter Charlotte betreuen konnte, als der Kindergarten zu machte.

Saalburg als Ziel für Wohnmobilisten

Zur Jungfernfahrt des MS Gera am Samstag kam zwar nicht die Mindestgästezahl. „Doch wir wollen unbedingt in See stechen“, sagte Heike Anders, Geschäftsführerin der Marina Saalburg GmbH.

Die andere Familie mit Kindern kam aus Trautskirchen bei Nürnberg: „Wir haben uns zwei Wochen vor der Krise ein Wohnmobil gekauft, weil Flugreisen für eine Familie mit zwei Kindern unerschwinglich werden. Da man in Thüringen bereits Wohnmobilurlaub machen kann, haben wir uns für dieses Ziel entschieden. Zumal ich in Saalfeld aufgewachsen bin und früher im Sommer bei meiner Oma im Bungalow in Saalburg war“, sagte Sebastian Löchner.

„Meine Frau arbeitet als Krankenschwester in einem systemrelevanten Beruf, weshalb unsere Kinder in die Notbetreuung konnten. Da wir auf dem Dorf in einem Haus mit großem Grundstück leben, waren die Coronawochen nicht so schlimm für uns. Lediglich auf Arbeit und beim Einkaufen haben wir die Beschränkungen mitbekommen“, sagte der Familienvater, während Servicekraft Nicole Lindig mit Mund-Nase-Schutz je zwei Portionen Bockwurst und Apfelkuchen an den Oberdecktisch der Löchners brachte. Die Speisen gab es aufgrund des aktuellen Hygienekonzeptes auf Papptellern mit Folie abgedeckt und Einwegbesteck.

Nach Corona wird Absenkung des Wasserpegels das nächste Problem

„Wir hatten bis Mitte Februar rund 80 gebuchte Busreisen gehabt. Eigentlich sollte die Saison bereits am 22. März starten. Als Corona akut wurde, haben die meisten Kunden ihre Schifffahrten auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Nun geht es langsam wieder los, aber unsere Abendveranstaltungen werden wohl kaum stattfinden“, sagte Claus Anders, der mit seiner Familie Anfang 2019 die Fahrgastschifffahrt Saalburg GmbH inklusive Werftgelände erwarb. Aufgrund des Hygienekonzeptes wurde die Zahl der Sitzplätze im MS Gera von 300 auf 120 reduziert. Die Nachfrage habe sich in den vergangenen Tagen zwar wieder verstärkt. Doch Claus Anders befürchtet, dass die Saison wirtschaftlich keine gute werden könnte.

Nicht nur Corona bereite der Stauseeschifffahrt Probleme, sondern auch die erneute Absenkung des Wasserspiegels im August um acht Meter, die es unmöglich mache, manche Ziele wie Saaldorf anzusteuern. Weil die geplanten Höllental-Hängebrücken im benachbarten Frankenwald ein Touristenmagnet zu werden versprechen, will sich Familie Anders noch ein Elektromotorboot mit wenig Tiefgang kaufen, um Gäste von Harra auf der Saale bis Saaldorf zu fahren und dort auf das MS Gera umsteigen zu lassen.

Das Motorschiff startet von nun an jeden Tag um 12 und 13.30 Uhr sowie bei Bedarf auch um 15 Uhr in Saalburg zu einstündigen Rundfahrten auf dem Thüringer Meer. Auch die Saaletal-Kabinen-Schifffahrt KG hat am Samstag die Saison auf der Bleilochtalsperre gestartet.