Manche Nachrichten kommen so überraschend, dass man sie kaum glauben will und sich an die Verkündung noch Jahre und Jahrzehnte später erinnert.

So war das am 9. November 1989, als SED-Politbüromitglied Günter Schabowski vor der internationalen Presse quasi nebenbei die Öffnung der Grenze bekanntgab.

Ich saß mit Eltern und Bruder vor dem Fernseher und schaute Nachrichten. In dieser spannenden Wendezeit verfolgte ich nicht nur die Tagesschau im West-, sondern auch die Aktuelle Kamera im DDR-Fernsehen.

Erst gab es eine Weile lang Schabowskis Parteichinesisch. Später stellte ein Journalist von der italienischen Nachrichtenagentur Ansa die Frage, die die DDR-Bürger damals am meisten bewegte: nach dem neuen Reisegesetz. „Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, heute eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen“, verkündete Schabowski.

Zwar durften vorher schon DDR-Bürger, die in der BRD-Botschaft in Prag ausgeharrt hatten, mit Sonderzügen in den Westen ausreisen. Dennoch: Für uns war diese Nachricht kaum zu glauben. In meinem späteren Berufsleben hatte ich einen Kollegen, der damals seinen runden Geburtstag feierte. Als später die Nachbarn zum Gratulieren kamen und die Nachricht verkündeten, glaubte die Geburtstagsgesellschaft, sie werde veräppelt.

Und heute können es sich Schüler kaum vorstellen, dass Deutschland Jahrzehnte durch Mauer und Stacheldraht geteilt war. Deshalb ist es wichtig, dass es auch in Mödlareuth ein Deutsch-Deutsches Museum gibt und dort das Mauerfall-Jubiläum in dieser Woche gebührend gefeiert wird.