Hirschberg. Ministerpräsident diskutiert auf Sommertour der Umweltministerin in Hirschberg mit Demonstranten. Bei Facebook geht die Diskussion weiter

Mit Fotoschildern und der Aufschrift „Rennsteig der Zukunft – wenn es nach Frau Siegesmund geht“ haben Waldbesitzer am Montagnachmittag in Hirschberg gegen eine geplante Waldstilllegung bei ­Rodacherbrunn protestiert. Sie passten Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) ab, als sie auf ihrer Sommertour unter anderem mit Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) in die Villa Novalis gehen wollte.

Ministerpräsident Ramelow echauffierte sich, dass die Demonstranten dabei ein Foto von abgestorbenen Fichtenmonokulturen aus einem Urwald im Hochharz zeigten, der nicht in Thüringen liege. „Frau Siegesmund ist weder für den Borkenkäferfraß im Hochharz noch im Nationalpark Bayerischer Wald verantwortlich“, nahm der immer lauter werdende Ministerpräsident die Umweltministerin in Schutz. Wenn die 1400 Hektar Fichtenmonokultur aus Bundeseigentum an das Land Thüringen übertragen worden sind, dann sollen sie 30 Jahre lang umgeförstert werden: „Waldumbau heißt unser Vorgehen. Denn der Klimawandel zerstört gerade riesige Waldflächen und dazu braucht es neue und kraftvolle Strategien: Schadholz jetzt absägen und Sämlinge zu Jungpflanzen hochziehen, dann können wir die ­Katastrophe in den Griff bekommen“, schrieb Ramelow unter das Video des sechseinhalbminütigen Streitgesprächs auf der Facebookseite von OTZ Schleiz/Bad Lobenstein.

Auf Facebook widmeten sich zahlreiche Kommentare der Diskussionskultur: „Bodo ­Ramelow warum brüllen Sie?“, fragte Marcel Schnorr. Torsten Schäfer meint dagegen: „Aber er stellt sich den Bürgern. Macht auch nicht jeder...“

Platt gemacht, um Windkraftanlagen zu errichten

„Im Einvernehmen mit führenden CDU-Regionalpolitikern wird einerseits Wald, der Klima schützt, weil er Kohlendioxid in Sauerstoff umwandelt, platt gemacht, um Windkraftanlagen zu errichten und andererseits werden derartige Prestige-Projekte gefördert. Wir lehnen diese Art von Öko-Wahn grundlegend ab“, meint der AfD-Landtagsdirektkandidat Uwe Thrum.

Linke-Landtagsabgeordneter Ralf Kalich kontert: „So kann nur jemand schreiben, der den Klimawandel, wie seine Partei immer wieder betont, leugnet. Wer sich mit der Materie beschäftigt, stößt auf 20 Jahre Waldumbau. Wer dagegen ist, spricht sich für die Zerstörung unserer Heimat aus.“

CDU-Landtagsabgeordneter Stefan Gruhner schrieb, dass das Thüringer Umweltministerium dem Bund die Flächen vorgeschlagen habe: „Experten des Nabu sagen mir zudem, dass eine Überführung in einen stilllegungsgeeigneten Wald nur dann zeitlich überschaubar möglich ist und Sinn macht, wenn ausreichend naturnahe Flächen als Keimzellen schon vorhanden sind. Die zwei bis drei Prozent naturnahe stilllegungsfähigen Flächen in diesem Gebiet reichen nicht für eine Stilllegungsstrategie aus. Insofern ist die Sorge vor Borkenkäferbefall und einem entsprechenden Umgreifen berechtigt.“

Zum Video: https://bit.ly/2LPa3si