Hirschberg. Der Bayreuther Autor veröffentlicht sein neues Buch „Agentenkrieg im Grenzland – Enthüllungen zum Mauerfall“. 37 Beiträge und 70 Fotos auf 156 Seiten

Die Demos im Herbst 1989, die Rufe nach Reisefreiheit, die Öffnung der Grenze für die DDR-Bürger. Tausende nutzten ab dem 10. November 1989 die Grenzübergangsstelle (Güst) Hirschberg.

Wer nach drei Jahrzehnten mehr über sie erfahren will, der kann sich in dem jüngst erschienen Buch „Agentenkrieg im Grenzland – Enthüllungen zum Mauerfall“ informieren. In akribischer Fleißarbeit hat der Autor Peter Engelbrecht eine Reihe von spannenden Fakten zusammengetragen. So zum Beispiel über die in einer Beschaubrücke über die A 9 versteckte radioaktive Strahlenkanone. Mit der sollten in Fahrzeugen versteckte Flüchtlinge aufgespürt werden. Peter Engelbrecht schreibt auch über ein Gespräch mit Dieter ­Peterhänsel, einst Chef der Passkontrolleinheit (PKE), zehn Jahre nach der Wende in dessen Bad Lobensteiner Wohnung. Bei der PKE Hirschberg hätten knapp 200 Personen gearbeitet, mit dem Zivilpersonal seien es rund 400 gewesen.

Der Autor aus Bayreuth schreibt, dass die Staatssicherheit der DDR den Funk von Polizei, Bundeswehr und US-Streitkräften in der Grenzregion und darüber hinaus abgehört hatte – mit modernen Anlagen auf dem Wetzstein bei Lehesten, in Rodacherbrunn und auf dem Sieglitzberg bei Neundorf. So wurden in der Anlage auf dem Wetzstein mehrere Frequenzen von Richtfunkstrecken abgeschöpft. Die Anlage war sehr ergiebig und ging am 7. November 1987 in Betrieb.

Die Stasi schickte auch Agenten in den Westen. Eine große Rolle spielte die Hauptverwaltung Aufklärung. Obwohl in der Wendezeit viele Unterlagen vernichtet wurden, fand Peter Engelbrecht in der Geraer Behörde noch einige aufschlussreiche Dokumente. In einem sind handschriftlich insgesamt 122 Reisen von Februar bis November 1987 aufgelistet. Für operative Aufträge in der BRD wurden Agenten auch illegal über die Grenze geschleust. Mehrere Stellen sind im ehemaligen Kreis Lobenstein bekannt. Ein Ausgangspunkt war ein Haus in Heinrichsort an der Straße von Wurzbach nach Grumbach. Zu Wort kommen auch Personen, die bis 1989 Uniform trugen und jene, die in der Wendezeit als Bürgerrechtler agierten.

Der Autor beleuchtet nicht nur das Geschehen im Osten, er listet auch das Gebaren der West-Behörden auf. So hörte auch der Bundesnachrichtendienst den Richtfunk ab. Die Bundespost vernichtete in Hof Sendungen aus der DDR und über die Grenzübergangsstelle Hirschberg wurden auch illegale Geschäfte abgewickelt. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung der Staatssicherheit hatte seine Hände im Spiel.

Die insgesamt 37 Beiträge sind eine spannende Lektüre und vermitteln wissenswerte Fakten aus einer Zeit, die vor 30 Jahren endete. Mehr als 70 eindrucksvolle Aufnahmen dokumentieren die Ereignisse fotografisch. Das Buch hat 156 Seiten und ist zum Preis von 14,95 Euro auch in der Buchhandlung am Bad Lobensteiner Markt erhältlich.

Engelbrecht erweist sich als ein ausgezeichneter Kenner der Materie. Er nutzte eine Reihe von Quellen und listet am Schluss die verwendete Literatur zu diesem Thema auf. Der Autor hat schon fünf Bücher veröffentlicht. Eins mit dem Titel „Grenzenloses Oberfranken“ wurde 2009 aufgelegt. Ein weiteres behandelt das Geschehen im Frühjahr 1945 und spannende Geschichten finden sich auch in dem Buch über die Geheimwaffen für die Nazis. Erschienen sind sie alle im Verlag Heinz Späthling in Weißenstadt.