Schleiz/Tegau. Während sich Ärzte, Krankenhäuser und Gesundheitsamt in Schleiz auf Coronavirus-Patienten vorbereiten, wurde die erste Erkrankung bestätigt. Desinfektionsmittel sind meist ausverkauft.

Im Saale-Orla-Kreis ist am Montagabend der erste Corona-Fall Thüringens bestätigt worden. Das Gesundheitsamt des Landkreises und die Ärzte bereiten sich auf weitere Fälle vor.

Noch habe es bei ihr in der Praxis keinen Verdachtsfall gegeben, sagte am Montagnachmittag Annett Baier, niedergelassene Allgemeinmedizinerin in Tegau und Regionalstellenvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung im Saale-Orla-Kreis. „Ganz selten kommen Patienten, die in Südtirol waren und Zweifel haben. Aber das ist ja aktuell kein Risikogebiet. Die meisten Patienten haben virale Infekte oder ganz normale Erkältungen“, sagte Annett Baier, Doktor der Medizin.

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Vergangenen Freitag habe sie ihren Schwestern Anleitungen gegeben, bei möglichen Anfragen bereits telefonisch abzuklären, ob es sich um eine ernste Erkrankung handle. Dann würde sie selbst mit dem Patienten telefonieren und entscheiden, ob dieser in die Praxis kommen soll oder ob sie einen Hausbesuch machen würde. „Wenn ich den Patienten kenne und er mir sagt, dass es ihm schlecht geht, würde ich persönlich hinfahren und ihn untersuchen. Denn wenn jemand vom Gesundheitsamt kommt und einen Abstrich macht, ist ja der Betroffene nicht behandelt. Ich muss den Menschen wenigstens abhören und untersuchen, ob er möglicherweise eitrige Mandeln, eine Blinddarm- oder Lungenentzündung hat. Denn die Mitarbeiter vom Gesundheitsamt sind ja nicht alle Ärzte“, sagte Annett Baier, die als Regionalstellenvorsitzende nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung etwa 120 ambulant tätige Haus- und Fachärzte im Saale-Orla-Kreis vertritt.

Quarantänebereiche in Krankenhäusern in Schleiz und Saalfeld

„Wenn Patienten mit Verdacht auf Coronavirus in die Praxis kommen, versuchen wir sie räumlich von den anderen im Wartebereich zu trennen. Um meine Mitarbeiterinnen und mich zu schützen, haben wir noch einige Schutzkittel und Atemmasken im Bestand, aber nicht die vorgeschriebenen der Kategorie FFP3 und auch nicht viel. Über den Großhandel haben wir diese nicht bekommen, da der Mundschutz ausverkauft ist. Damit sich Besucher ihre Hände desinfizieren können, haben wir vor zwei Wochen einen Spender mit Desinfektionsmittel für den Eingangsbereich bestellt, der jeden Tag geliefert werden müsste“, sagte die Tegauer Ärztin.

Mit anderen Ärzten im Saale-Orla-Kreis könne sie sich bei einer Weiterbildung an diesem Dienstag austauschen. Bei der vergangenen Weiterbildung vor einem Monat habe der Chef des Gesundheitsamtes das Thema Corona angesprochen. Außerdem können sich die Mediziner im Internet auf der Infoseite der Kassenärztlichen Vereinigung, des Robert-Koch-Instituts und über den Hausärzteverband informieren.

Über 100 telefonische Anfragen im Gesundheitsamt in Schleiz

„Bei uns im Fachdienst gab es bereits über 100 telefonische Anfragen vor allem von Firmen, Hausärzten und zurückgekehrten Urlaubern“, teilte Torsten Bossert, Leiter des Fachdienstes Gesundheit in der Kreisverwaltung in Schleiz, am Montag mit. Des Weiteren gäbe es Anfragen von niedergelassenen Ärzten, ob der Fachdienst Verbrauchsmaterial wie Mundschutz, Kittel et cetera bereitstellen könne. „Das ist leider nicht möglich. Arztpraxen müssen sich selbstständig auf Epidemien wie Grippewellen oder Covid-19 vorbereiten“, sagte Bossert.

Der Fachdienst Gesundheit stehe im engen Kontakt mit Arztpraxen und Krankenhäusern der Region. Vor-Ort-Begehungen und Planungen mit dem Kreiskrankenhaus Schleiz habe es bereits gegeben. Vorbereitungen wurden getroffen und Quarantänebereiche im Krankenhaus Schleiz und in der Thüringen-Klinik Saalfeld für Patienten aus dem Orlatal geschaffen.

„Nachdem der erste bestätigte Corona-Fall im Saale-Orla-Kreis aufgetreten ist, wird im Landkreisamt ein Pandemiestab einberufen, also eine Arbeitsgruppe aus zuständigen Fachdiensten und Spezialisten unter Leitung des Fachdienstes Gesundheit, der konkrete Maßnahmen koordiniert. Das Gesundheitsamt ist bereits jetzt rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche in Bereitschaft zu erreichen“, so Torsten Bossert. Ferner wurden mit Mitarbeitern des DRK, der Polizei und des Katastrophenschutzes vorbereitende Gespräche geführt.

Nachdem Desinfektionsmittel in der Region ausverkauft waren, haben die Schleizer Apotheken am Montag Nachschub bekommen.