Schleiz. Frank Springer soll das Treffen Freitagabend im Fahrerlager eröffnen. Mangels Klimaanlage hilft bei den aktuellen Temperaturen im Trabant nur: alle Fenster auf!

Dieter Schmidt hat es gut. Bei derzeit sicher nicht nur gefühlten 35 Grad Celsius setzt er sich in seinen grünen Trabant Kübel, Baujahr 1967, und lässt sich den Fahrtwind um die Nase wehen. Eine Mütze auf dem Kopf schützt ihn vor zu viel Sonne – Herz, was willst du mehr! Am Montag pilotierte er seine „Renn-Pappe“ ins alte Fahrer­lager, um ein wenig über das 3. Trabant- und Ostfahr­zeugetreffen am Wochenende zu plaudern.

Mit der „Pappe“ bis an den Balaton gerollt

Trotzdem wollte ich eingangs zunächst von ihm wissen: Trabantfahren bei der Hitze, ohne Klimaanlage – wie geht das? Mit Blick auf seinen Kübel entgegnete er: „Also, bei einem normalen Trabant macht man einfach rechts und links die Fenster auf. Da zieht der Fahrtwind schon rein. Es ist auf jeden Fall kälter als im B1000, der ist schlimmer.“

Als er dann noch fragt: „Braucht man eine Klimaanlage?“ muss ich schon an den etwas abgedroschenen Spruch: „Trabantfahrer sind die Härtesten“ denken. Und irgendwie sind sie das ja auch, denn wer von uns Normalos hinterm Steuer würde sich den Trip zum Balaton heute noch im Trabi antun? Die Schleizer-Trabant-Freunde habe das letzten Sommer durchgezogen. Nächstes Jahr sei dann Schweden als Reiseziel geplant, meinte mein Gesprächspartner lächelnd.

Voranmeldung ist nicht

Jetzt geht es aber erstmal ums Treffen an Deutschlands ältester Naturrennstrecke vom 28. bis 30. Juni. Schon eine Mammutaufgabe für die elf Mitglieder des Vereins, die sie ohne tatkräftige Unterstützung von Freunden und Bekannten wahrlich nicht schultern könnten. „Sogar Trabant-Freunde aus Berlin machen sich wieder auf den Weg, um uns hier zu helfen“, freute sich Dieter Schmidt. Unkompliziert geht es im Vorfeld zu. Das Treffen hat, auch wenn es erst Nummer 3 ist, in der Szene schon eine Hausnummer. Voranmeldung ist nicht – wer will, setzt sich ins Auto, egal welchen Typs, Hauptsache Osten, und kommt einfach vorbei.

Wie zu erfahren war, ist der Freitag naturgemäß der Anreise der Teilnehmer vorbehalten. Gegen 20 Uhr wird mit Frank Springer der Vorsitzende des gastgebenden Vereins das Spektakel eröffnen, ein DJ sorgt für den musikalischen Aufgalopp.

Samstagfrüh gibt es ab 7 Uhr in der Maschinen-Abnahme­halle Frühstück. Und um 10 Uhr soll die Party dann richtig losgehen. Fahrzeuge werden von einer Fachjury bewertet. Zu den Kategorien konnte Dieter Schmidt am Montag aber noch nichts Konkretes sagen. Das wird mit Blick auf die angereisten Fans der Trabis und anderer Ostfahrzeuge dann am 29. Juni live entschieden.

Auf junge Leute haben Sympathie zu „Renn-Pappe & Co“

Auf Nachfrage unterstrich der 2. Vorsitzende der Trabant-Freunde, dass die Fangemeinde der Ostfahrzeuge zwar schon groß, aber weiter stetig im Wachsen sei. Was das Altersspektrum angeht, gibt es da jene, welche die Fahrzeuge aus Eisenach oder Zwickau noch aus ihrem Einsatz im Alltag kennen. Andererseits entdecken auch immer mehr junge Leute, teilweise sogar 18-Jährige, ihre Sympathie zu „Renn-Pappe & Co“. Nicht von der Hand zu weisen dürfte da bestimmt noch der Kostenfaktor sein und der Fakt, dass man hier selbst schrauben kann.

Zurück zum Samstag am Dreieck. Ab 14 Uhr sollen auf dem Areal des Fahrerlagers diverse Wettbewerbe beginnen. Einer trägt den bezeichnenden Namen „Heißer Trabi“. „Wir haben einen Trabant aus Draht geformt und machen halt so Geschicklichkeitsspiele“, erklärte Dieter Schmidt. Ausprobieren kann man sich ebenso beim Getriebe-Weitwurf sowie beim Trabant-Ziehen auf Zeit. Das „Prömpeln“ aus den Werner-Filmen wird neu belebt. Autowaschen der etwas anderen Art, also Sexy Carwash, können die hoffentlich zahlreichen Gäste ab 16 Uhr erleben. Heiße Geschichte – nicht nur wegen der Temperaturen.

DJ läutet die abendliche Party ein

Gegen 18.30 Uhr übernehmen die Netzschkauer Musikanten, eine Stunde später ist die Siegerehrung für alle Wettbewerbe angesetzt, bevor der DJ die abendliche Party einläutet. Beim Treffen insgesamt ist auch an die kleinen Gäste im Fahrerlager Oberböhmsdorf gedacht.

Am Sonntag steht die Ausfahrt an. Gut 60 Kilometer gilt es zu bewältigen. Heißt: Die Teilnehmer des Treffens erkunden die Region rund um den Schauplatz der Veranstaltung. Oldies der Marken Trabant, Wartburg, B1000, S4000, Ikarus – und wie sie sonst noch so alle heißen – wird man unter anderem in Ziegenrück, Külmla und Knau treffen. „In Knau wollen wir bei der LPG mal alle auf einem Platz versammeln für ein schönes Foto“, blickte Dieter Schmidt voraus. Weiter geht es über Plothen, Dittersdorf, Dragensdorf, Tegau, Göschitz und Löhma wieder ans Dreieck.

Ein straffes Programm also, bei dem der Spaß aber auch nicht zu kurz kommt. Nun hoffen die „Macher“, dass Petrus im Interesse auch der Gäste temperaturmäßig wenigstens etwas ein Einsehen hat.

Wer von den Teilnehmern ­etwas mehr Power mag, wird sicher bei den Driftern nebenan mal vorbeischauen. Das mit einem Trabant selbst mal zu probieren, ist sicher nicht ratsam. Schließlich soll den „Schätzchen“ möglichst nichts passieren. „Wir machen ja beim Trabant-Rennen in Pausa auch nicht mit“, betonte der 2. Chef der Schleizer-Trabant-Freunde im Gespräch.