Hirschberg. Ein Höhepunkt im Veranstaltungskalender 2019 der Villa Novalis in Hirschberg war der Pianist Viacheslav Apostel-Pankratowsky.

Diese Momente am späten Sonntagnachmittag in der Villa Novalis zu Hirschberg hatten sich die dortigen Betreiber, also die Familie Cornelia und Jürgen Schwab, redlich verdient. Da die vorab aufgestellten Sitzgelegenheiten nicht ausreichten, wurden kurzerhand weitere Stühle herangeschafft. Auslöser des ultimativen Publikumsrun war Viacheslav Apostel-Pankratowsky.

Ein aus Moskau stammender Pianist, der seit 2017 an der Musikschule Saale-Orla in Bad Lobenstein tätig ist. Ein Künstler, welcher innerhalb kürzester Zeit zum regionalen Publikumsliebling aufstieg. Entsprechend herzlich klang deswegen schon zu Beginn der Applaus. Ja, hier stellte sich ein Sympathieträger vor. Ein virtuoser Künstler, der noch nicht einmal aus einer musikalischen Familie stammte. Der aber vor Urzeiten in einer Ausstellung daheim in Moskau mit kindlicher Naivität einen Flügel entdeckte, sich augenblicklich in dieses Teil verliebte und fortan nicht mehr von dem Königsinstrument lassen konnte und wollte.

Da die vorab aufgestellten Sitzgelegenheiten nicht ausreichten, wurden kurzerhand weitere Stühle herangeschafft. Nach dem Finale gab es vom Publikum jede Menge Beifall und vom so Gefeierten eine neue CD.
Da die vorab aufgestellten Sitzgelegenheiten nicht ausreichten, wurden kurzerhand weitere Stühle herangeschafft. Nach dem Finale gab es vom Publikum jede Menge Beifall und vom so Gefeierten eine neue CD. © OTZ | Roland Barwinsky

Der Gast sprach anfangs von klitzekleinen musikalischen Erzählungen, die er für das Publikum aufbereitet hatte. Aber diese sollten bitte als festgezurrte Einheit betrachtet werden. Als eine in sich schlüssige Geschichte mit vielen eigenständigen Kapiteln. Im ersten Teil erfreuten Kompositionen von Frédéric Chopin (1810-1849) plus Franz Liszt (1811-1886) das Publikum. Beide setzten im 19. Jahrhundert nicht nur ganz eigene Maßstäbe innerhalb der Klassik, sondern kannten sich auch persönlich. Liszt schrieb übrigens sogar ein Buch über seinen Freund und die geistige Nähe zwischen den zwei Ikonen ließ sich mit etwas positiver Fantasie leicht erahnen.

Sehnsucht und Melancholie obsiegten nach der Pause vollends, als mit der tönenden Erbmasse von Michail Glinka (1804-1857) viel russische Seele freigelegt wurde. Jetzt steuerten die vom Pianisten erzählten Geschichten mit Noten ihren Höhepunkt entgegen. Gesichter und Augenpaare der Zuhörenden versanken in persönlichen Träumereien. Der Weg führte in eine Welt, wo einfach nur noch genialer Kunstgenuss Platz hatte und alles Andere wegschob. Einfach so!

Zum Abschied gab es nicht nur Beifall, sondern auch eine neue CD von dem Gefeierten. Taufrisch sei diese nach Aussagen des Pianisten und mit Werken bestückt, die sich bestens für Fortsetzungen der soeben erlebten Klang-Faszination eignen.