Schleiz. Die Mammut-Aufgabe der Streckenreparatur ist von Karl Hermann Schorn und seinen engagierten Mitstreitern im Verein allein nicht zu stemmen.

Samstagmorgen, Bahnhof Schleiz-West: Gerade an den Bahnsteig gerollt ist der Schienenbuszug der Wisentatalbahn - der erste Fahrtag in diesem Monat steht an. Passend zur Jahreszeit im Nikolaus-Outfit, lächelt Rolf Schierer vom Führerstand aus, als eine gute 30-köpfige Reisegruppe aus dem Pädagogischen Zentrum zusteigt, die mit der kleinen Bahn auf Adventsauflug gehen möchte. Pünktlich 10.05 Uhr kommt das Signal und der Zug setzt sich in Richtung Schönberg/Vogtland in Bewegung.

Rolf Schierer „pilotierte“ den Schleizer Schienenbuszug am Sonnabend im Nikolaus-Outfit. 
Rolf Schierer „pilotierte“ den Schleizer Schienenbuszug am Sonnabend im Nikolaus-Outfit.  © OTZ | Uwe Lange

In den vergangenen Jahren ist es dem Förderverein Wisentatalbahn gelungen, auf der Bahnstrecke zwischen Schleiz-West und Schönberg einen regelmäßigen und ganzjährigen Ausflugsverkehr zu etablieren. Mal etwas salopp ausgedrückt, es rollt gut - die Fahrgastzahlen haben eine stetige Tendenz nach oben. Im Gespräch wies Karl Hermann Schorn als Vereinsvorsitzender aber darauf hin, dass der in die Jahre gekommene Streckenzustand der Nebenbahn doch Schäden aufweist, die behoben werden müssen. Um Missverständnisse zu vermeiden, präzisierte er aber seine Gedanken gleich: „Es handelt sich hier nicht um betriebsgefährdende Mängel. Der Status Quo der Strecke würde für den Einsatz des Schleizer Schienenbuszuges weiter ausreichen.“ Aber der aktuell 74 Mitglieder zählende Verein möchte mehr für die Zukunft: „Wir wollen die Hebung der Streckenklasse von A auf B erreichen, damit Sonderzüge mit schweren Lokomotiven und langen Wagenzügen nach Schleiz fahren dürfen. Derzeit müssen wir solchen Anfragen von Veranstaltern leider ein Nein entgegensetzen“, erklärte Schorn.

Mit dem Hintergrund, die Trasse auch für künftige Generationen betriebsfähig zu halten, will man im Verein das Problem nun zeitnah angehen. Heißt konkret: Gut ein Kilometer Gleis in Wüstendittersdorf ist als erstes dran. Den Zuschlag für die Arbeiten hat eine Fachfirma erhalten. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten, wollen sich aber auch die Vereinsmitglieder in diese Aktivitäten einbringen. „Ich hoffe, dass die Arbeiten dort bis Ende März 2020 erledigt sind“, blickt der Vereinsvorsitzende voraus. Den traf man zusammen mit anderen Mitstreitern vorige Woche auch nahe dem Haltepunkt Langenbuch, wo mit technischer Unterstützung insgesamt 920 Spannbetonschwellen entladen wurden.

Insgesamt 920 Spannbetonschwellen wurden dieser Tage von Vereinsmitgliedern mit Karl Hermann Schorn (r.) an der Spitze nahe dem Haltepunkt Langenbuch entladen. Sie werden nun hier gelagert und dann zu den konkreten Gleisbaustellen abgerufen. Zuerst Hand angelegt werden soll auf gut einem Streckenkilometer in Wüstendittersdorf. Ausgeführt werden die Arbeiten von einer Fachfirma, die Eisenbahnfreunde des Fördervereins unterstützen gemäß ihrer Möglichkeiten. 
Insgesamt 920 Spannbetonschwellen wurden dieser Tage von Vereinsmitgliedern mit Karl Hermann Schorn (r.) an der Spitze nahe dem Haltepunkt Langenbuch entladen. Sie werden nun hier gelagert und dann zu den konkreten Gleisbaustellen abgerufen. Zuerst Hand angelegt werden soll auf gut einem Streckenkilometer in Wüstendittersdorf. Ausgeführt werden die Arbeiten von einer Fachfirma, die Eisenbahnfreunde des Fördervereins unterstützen gemäß ihrer Möglichkeiten.  © OTZ | Uwe Lange

Was gilt es nun aber bis Ende 2021 alles zu erledigen? Da wäre zunächst der Ersatz von Betonschwellen in Langenbuch und Wüstendittersdorf. Benötigt werden etwas 2200 Stück für insgesamt 1,45 Kilometer Gleis. Getauscht werden müssen weiter Holzschwellen in Langenbuch und Mühltroff. Die Anzahl der hier benötigten Holz- oder Betonschwellen bezifferte Karl Herman Schorn mit etwa 580. Dazu kommt noch der Ersatz von vier Weichen-Holzschwellensätzen im Bahnhof Schleiz. „Ein Teil des Materials wurde schon mit Zuwendungen des Saale-Orla-Kreises sowie der Stadt Schleiz beschafft und baustellennah gelagert.“

Ausschließlich mit eigenen Mitteln kann der Verein aber diese Mammutaufgabe nicht stemmen. Deshalb wenden sich Karl Herman Schorn und seine Mitstreiter auf der Internetseite der Wisentatalbahn mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit - bitten sie „um Hilfe bei der Ertüchtigung der Eisenbahnstrecke Schönberg/Vogtland - Schleiz“. Nachlesen kann man diesen unter www.wisentatalbahn.de. Auch gibt der Vereinsvorsitzende unter Tel.: 0170/1863816 gern Auskunft über konkrete Möglichkeiten der Unterstützung.