Bad Lobenstein. Pianistin Henriette Gärtner konzertiert am Sonntag bereits zum 23. Mal im Neuen Schloss von Bad Lobenstein

Bereits zum 23. Mal gastiert Henriette ­Gärtner am Sonntag im Neuen Schloss Bad Lobenstein. Das Konzert heißt „Miniaturen“.

Im Mittelpunkt ihres diesjährigen Auftritts steht die musikalische Erbmasse sowie das Wirken von Clara Wieck-Schumann(1819-1896), die vor 200 Jahren geboren wurde. Vorab beantwortete die auf vielen Bühnen gefeierte Pianistin aus Baden-Württemberg dieser Zeitung einige Fragen.

Warum haben Sie überhaupt so eine innige Beziehung zu dieser thüringischen Stadt und dem hiesigen Publikum?

Das Ehepaar Elfriede und ­Gilbert Leuschner - sie sind die Übeltäter allen Geschehens. Durch eine zündende Be­gegnung auf einem Schiff kam vor Urzeiten der Stein ins ­Rollen. Wenige Worte, viele Taten.

Gibt es noch einen anderen Ort mit dem Sie genauso eine Langzeit-Beziehung pflegen?

Selbstverständlich gibt es Orte, zu denen ich immer wieder zurückkehre. Mein Konzert-Kalender ist öffentlich. Es ist die Intensität, die für mich Bad Lobenstein so besonders macht. Es waren in den ersten Jahren zwei Konzerte pro Jahr – Samstag und Sonntag – welche Elfriede Leuschner auf die Beine stellte. Das ist wirklich einmalig!

Auch spüre ich eine große Dankbarkeit seitens des Publikums und die Freude des Wiedersehens ist auf beiden Seiten. Das ist ein sehr schönes Gefühl. Sicher spielt auch der wunderschöne Saal mit dem Flügel eine wichtige Rolle, die Nähe zum Publikum.

Ihre Konzerte in Bad Lobenstein sind nicht nur ausverkauft, sondern das Publikum feierte Sie danach immer mit stehenden Ovationen. Welche Erklärungen gibt es dafür?

Da müssen Sie das Publikum fragen. Ich stelle mich bei jedem Konzert der Herausforderung, meinem Credo treu zu bleiben: Die Menschen sollen bereicherter nach Hause gehen, mehr im ihrem Herzen zu bewegen haben als vor dem Konzert. Es ist immer wieder schön, wenn es gelungen ist, die Zuhörer emotional zu erreichen. Ich glaube, dass es der übergesprungene Funke ist, der zu Ovationen führen kann.

Sie spielen ohne Notenheft und bringen ihren Anhängern immer ein anderes Repertoire mit? Wie entstand die diesjährige Auswahl der Werke?

Die Programmwahl ist nie zufällig, sondern immer durchdacht. In 2019 steht für mich das Ehepaar Clara und Robert Schumann im Mittelpunkt. Es feierte Clara am 13. September ihren 200. Geburtstag. Sie war nicht nur eine herausragende Pianistin, sondern viel mehr, unter anderem auch Komponistin. Eine bewusst gewählte Auswahl ihrer Kompositionen spielte ich im ersten Teil. Im zweiten Teil stand der Carnaval op.9. von Robert Schumann im Mittelpunkt, worin er auch seine Frau musikalisch portraitierte.

Der Körper ist ihr erstes Instrument, das Klavier das zweite. Beschreiben Sie doch bitte diese Aussage über Sie unseren Lesern etwas näher?

Die beiden Instrumente bilden eine ganzheitliche funktionelle Einheit. Prof. Dr. Eckart Altenmüller, Leiter des Instituts für Musikermedizin und Musikphysiologie und der Spezialambulanz für Musiker-Erkrankungen an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, formuliert treffend: Musiker sind Hochleistungssportler der kleinen Muskeln. Das trifft den Kern der Sache, geht es um die Gesundheit der Musiker, die schon sehr früh im Kindesalter ihr zweites Instrument erlernen und häufig ihr erstes Instrument vernachlässigen. Die Parallelität von Musik und Sport war für mich schon immer offensichtlich, es können Musiker von Sportlern nur lernen.

Vor einigen Jahren stellten Sie in Bad Lobenstein einige Kompositionen des nur 15 Jahre alt gewordenen siebenbürgischen Wunderkindes Carl Filtsch vor. Im Sommer 2019 waren Sie nun bei einem nach ihm benannten Klavierfestivals in Hermannstadt/Sibiu als Jurorin im Einsatz. Welche Eindrücke blieben davon haften?

Es ist erstaunlich, was der kleine Carl alles gemeistert hat und es ist so schade, dass er nur ein ganz kurzes Leben hatte. Für mich ist er wie ein ungeschliffener Diamant. Ein enormes Potenzial hatte er – leider konnte er es nicht ganz entfalten, da er mit knapp 15 Jahren bereits verstorben ist. Dass es den Carl Filtsch Wettbewerb in Sibiu gibt, wusste ich lange Zeit nicht. Es ist so wichtig, dass es den Wettbewerb gibt. Somit kommen die jungen Pianisten mit der Persönlichkeit Carl Filtsch in Berührung und beschäftigen sich mit ihm. Das Zitat von Franz Liszt ist uns ja allen bekannt – dem ist nichts hinzuzufügen. Von Franz Liszt stammt der Ausspruch über Carl Filtsch: „Wenn dieser Knabe zu reisen beginnt, kann ich meine Bude zusperren“.

Sie blicken auf eine 35-jährige Konzerttätigkeit zurück. Welche außergewöhnlichen Ereignisse aus dieser langen Zeit fallen Ihn sofort ein?

Charismatische Persönlichkeiten, prägende Begegnungen mit Menschen, die mich faszinierten. Natürlich auch Geschichten und Anekdoten, die sich in all ihren Facetten hinter der Bühne abspielen. Nichts davon möchte ich missen.

Mit drei Jahren begannen Sie mit dem Klavierspiel und galten schnell als pianistisches Wunderkind. Was ist bei Ihnen aus der Kindheit bis zum heutigen Tag erhalten geblieben?

Meine Freude an der Musik, am Klavierspiel und an der Bewegung.