Mühltroff. Visite bei den „Kollegen“ in Sachsen hat schon Tradition. In der Turnhalle wurde gemeinsam ordentlich gefeiert.

Das hat Tradition: Vertreter der Karnevalsvereine aus Hirschberg, Schleiz und Oberböhmsdorf ließen es sich am Wochenende nicht nehmen, den „Kollegen“ in Mühltroff einen Besuch abzustatten. Ein ganzer Tisch voller Narren in gelb – keine Frage, da kann es sich nur um die Schleizer handeln. Der „blaue“ Tisch indes gehörte den Hirschbergern.

Dem Mühltroffer Elferratspräsidenten überbrachten sie Gastgeschenke, die meist der eigenen Stärkung dienten. Aber diesmal auch dem Durchhaltevermögen bei der Sanierung des Schützenhauses, dem Veranstaltungsort der Mühltroffer, nützen sollten. Die Turnhalle, gleich neben dem Schützenhaus gelegen, hatten die Karnevalisten in einen prächtigen Faschingstempel verwandelt.

Auch sonst zeigten die Aktiven der Mühltroffer Carnevalsgesellschaft „Blau-Weiß“, wie gefeiert wird. Und dass es auf dem Lande eigentlich doch am schönsten ist. Denn das Motto lautete: „Lass mal seh’n wie das so ist, wenn Großstadtcowboy Landei küsst.“

Glückwünsche zum Geburtstag am Faschingsabend

In Bestform und aufgestockt präsentierten die Gardemädchen ihren Tanz. Aufgeregt war Vereinsmitglied Yvonne Kaiser, die hinterm Tresen die Leute mit Getränken versorgte. „Meine Linda ist zum ersten Mal dabei“, sprach der Stolz über die Premiere der Tochter aus ihrer Stimme. 16 müssen die Tanzmädchen sein, dann dürfen sie in die Garde. Aufgeregt war sicher auch Angelique von den Tanzmäusen, die sehr keck agierten und von zwei „Tanzmäuserichen“ verstärkt wurden. Das Mädchen hatte nämlich am Samstag Geburtstag. Helko Hubrich gratulierte herzlich.

Die Sambalitas indes tanzten nicht nur, vier von den Mädels hatten sich einen vielsagenden Sketch ausgedacht: Hat sich da doch eine Großstadtlady nach Mühltroff verirrt und steht ratlos am Bahnhof. „Jetzt sitz’ ich hier in diesem Kaff“, meinte sie von oben herab. Im krassen äußerlichen Unterschied kamen zwei junge Landmädels des Weges.

Wortgefecht zwischen „Landeiern“ und Stadt-Dame

Schnell gab es ein Wortgefecht über Smoothies und Gojibeeren-Müsli in der Stadt, kontra gepökeltem Fleisch und Kartoffeln vom Feld auf dem Dorf. Pilates, Yoga, Theater und was es sonst noch so in der Stadt gibt kontra Aromatherapie im Stall auf dem Land. Das hieß Zickenkrieg. Eingebildet und arrogant, so betitelten die „Landeier“ Kathrin Popp und Sabine Prager die feine Dame aus der Stadt alias Ailien Schmidt, die die Nase rümpfte.

Glücklicherweise stieg dann am Bahnhof Anne aus, mit Rucksack auf dem Rücken. „In China ist Corona-Alarm, da bin ich wieder abgehau’n. In Washington war ich am Weißen Haus, da glotzte der Trump zum Fenster raus“, berichtete sie (Jaqueline Pomsel) von den Abenteuern auf ihrer Weltreise.

„Es ist doch egal, wo man wohnt“, mischte sie sich in den Streit ein. Und: „Zu Hause ist da, wo man den Bauch nicht einziehen muss.“ Aber da hatte die Großstadtlady auch schon den hübschen jungen Bauern drüben am Zaun entdeckt, der zu ihnen blickte. Und plötzlich fand sie das Landleben gar nicht mehr so schlimm...