Saalburg/Schleiz. Für Domonkos Daniel Korcsik endet das Austauschjahr über den Rotary Club. Er erzählt, was er von neuen Grenzen hält.

Elfeinhalb Jahre, bevor der Austauschschüler Domonkos „Domi“ Daniel Korcsik zur Welt kam, hat sein Heimatland Ungarn als erster Ostblockstaat die Grenzen in den Westen geöffnet und damit maßgeblich zum Fall der Mauer vor knapp 30 Jahren beigetragen.

„Ich genieße das grenzenlose Europa.“ Das sagte der ­18-Jährige, dessen einjähriger Aufenthalt in Schleiz über das Schüleraustauschprogramm des Rotary Clubs zum Monatsende endet, auf die Frage, was er dazu sagt, dass Ungarn als erstes Land der EU damit begann, wieder einen Grenzzaun zu errichten. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagt Domonkos Daniel Korcsik. „Ungarn profitiert von einem grenzenlosen Europa. Den neuen Zaun an der Grenze zu Serbien vergleiche ich mit der Mauer, die US-Präsident Trump an der Grenze zu Mexiko bauen will “, erklärte er am Rande des Rotary-Jugendmeetings am Mittwochabend im Gasthaus Kranich in Saalburg, weshalb er vor drei Jahren an einer Demonstration in Budapest gegen den Bau neuer Grenzen teilnahm. „Andererseits ­sage ich auch: Es geht nicht, dass Flüchtlinge unkontrolliert nach Europa kommen und keiner einen Überblick hat, wer im Land ist“, erklärt „Domi“ seine heutige Sicht. Die Grenze habe aber auch zur Folge, dass nun weniger Touristen aus Serbien in seine südostungarische ­Heimat kämen.

Nach Abschluss der elften Klasse hat er seine Freiheit genutzt und ist am 8. August 2018 als Austauschschüler nach Schleiz gekommen. „Ich hatte zwar in Ungarn vier Jahre lang Deutsch als zweite Fremdsprache an der Schule, doch richtig habe ich die Sprache erst nach einem halben Jahr in Schleiz gelernt“, wo er am Unterricht in einer 10. Klasse des Dr.-Konrad-Duden-Gymnasiums teilnahm.

Ungarische Sprache, schwere Sprache

„Auch wenn man sagt, dass die deutsche eine schwere Sprache ist: Ungarisch ist noch viel schwerer“, sagte er. Das zeigte sich auch daran, dass keiner der Teilnehmer in Saalburg in der Lage war, seinen Wohnort Hódmezovásárhely – 47.000 Einwohner groß und flächenmäßig die zweitgrößte Stadt Ungarns – fehlerfrei auszusprechen.

Doch Domonkos Daniel Korcsik hatte Glück, dass die erste seiner drei Gastgeber mit Elfi Heller eine Lehrerin vom Gymnasium war und ihm kräftig half, Deutsch zu lernen. Anschließend lebte der Austauschschüler bei Bernd Heller in Oberböhmsdorf und zuletzt bei der Familie von Daniel Klüger in Oettersdorf. Im Januar habe er den Rotary-Deutschtest mit einem Ergebnis von 93 Prozent und im Juni in Dresden den ­B2-Sprachabschluss bestanden.

„Ich habe viele neue Freunde dazu gewonnen. Dazu zählen ­etwa die Hälfte meiner Klasse sowie 15 Schüler aus anderen Klassen“, erzählte er. Wenn er Ende Juli nach Ungarn zurückkehrt, will er mit seinen Freunden via Skype, WhatsApp und Facebook in Kontakt bleiben. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass er dabei seine Deutsch-Kenntnisse nicht verlernt, sondern auffrischt. „Natürlich werde ich einige meiner Freunde wiedersehen, ob zum Oktoberfest in München oder im Dezember zum Geburtstag eines Freundes in Möschlitz“, sagte „Domi“. Für Kurzbesuche werde er fliegen, wenn mehr Zeit zur Verfügung steht mit dem Motorrad oder Auto fahren. „Wenn ich zurück in Ungarn bin, werde ich den Führerschein machen“, sagte der Hódmezovásárhelyer. Nach der bevorstehenden 12. Klasse und dem Abitur will er studieren. „Vielleicht Fahrzeugtechnik in Deutschland. Ich weiß es noch nicht. Auf alle Fälle will ich auch ein oder zwei Semester in den USA studieren, wo mein Bruder Kristof derzeit Austauschschüler ist.“

Zum Jugendmeeting in Saalburg wurde auch Jade Gawlik aus Gera begrüßt, die über den Rotary Club Schleiz zum Jahresaustausch in Taiwan weilte. Neben früheren Austauschschülern nahm auch Keabetswe Pilane aus dem südafrikanischen Pretoria teil, die im Januar in die Region kam und derzeit bei Familie Riedel in Tegau lebt. Deren Sohn Paul Riedel startete am 14. Juli zu einem Jahresaustausch nach Nagpur in Zentralindien. Am 17. August wird Yu-Chiao Huang aus Taiwan vom Rotary Club Schleiz erwartet.

„Seit 1998 haben wir 18 Schüler ins Ausland geschickt und 23 ausländische Austauschschüler betreut“, teilte der Schleizer Jugenddienstbeauftrage Albrecht Kretzschmar mit.