Schleiz. Und mit Gleichaltrigen in Afrika in Kontakt treten

Schüler der Schleizer Regelschule werden den Kontakt zu Gleichaltrigen in Uganda aufnehmen und versuchen, ­ihnen auf nachhaltige Weise zu helfen. Den entsprechenden Impuls gab das Filmemacher- und Fotografen-Ehepaar Annett und Michael Rischer aus dem benachbarten sächsischen Pausa, das nach eigenen Reisen an mehreren Hilfsprojekten wie einer Apotheke und einer kleinen Farm im ostafrikanischen Binnenstaat beteiligt ist. Das Paar, das vor Jahren einen Imagefilm für die Schleizer Goethe-Schule drehte, hatte am Mittwoch mit Sylvia Nanukasa eine Ansprechpartnerin aus Uganda mit an die Schleizer Bildungseinrichtung gebracht.

Die 38-Jährige aus dem 140 Kilometer westlich der Hauptstadt Kampala gelegenen Distrikt Masaka ist Tochter von Kaffeeplantagen-Besitzern in Uganda und hat in ihrer Heimat ein Umweltstudium abgeschlossen. Sylvia Nanukasa, die im Dezember 2018 als Sprecherin der internationalen Gruppierung „Frauen für Klimagerechtigkeit“ am UN-Weltklimagipfel im polnischen Kattowitz teilgenommen habe, hat mehrere Praktika in Landwirtschaftsbetrieben in Thüringen absolviert. In ihrer Heimat betreibt sie einen Modellbauernhof mit Hühnerstall und einen Stall mit zwölf Schweinen, einem Restaurant namens Saugut und 15 Gästezimmern, von dem Menschen in der Region lernen sollen. Sie hat mehrere Hilfsprojekte am Laufen. So werden 50 Schulen mit jeweils 10.000 Liter großen Wassertanks ausgestattet.

„Eine Herzensangelegenheit ist für mich Sylvias Sister Project. In Uganda kommen Schülerinnen ab 13 oder 14 Jahren und Lehrerinnen pro Monat eine Woche lang nicht an die Schule, weil sie keinen Zugang zu Hygieneprodukten zum Auffangen der Regelblutung haben. So verpassen viele Schülerinnen den Anschluss im Unterricht. Für eine Spende von fünf Euro können wir waschbare Binden namens Afripads anschaffen, die die Mädchen und Frauen ein Jahr lang wiederverwenden können“, erklärte Sylvia Nanukasa den erstaunten Schülern.

Vertrauenslehrerin Inka Söll (li.) und die stellvertretende Schulleiterin der Schleizer Regelschule, Marina Fügmann, zeigen die Schulhofblätter, die Schüler aus Keramik gefertigt haben. Foto: Peter Cissek
Vertrauenslehrerin Inka Söll (li.) und die stellvertretende Schulleiterin der Schleizer Regelschule, Marina Fügmann, zeigen die Schulhofblätter, die Schüler aus Keramik gefertigt haben. Foto: Peter Cissek © Peter Cissek

Michael Rischer regte in Schleiz den Kontakt mit gleichaltrigen Schülern der St. Lawrence High School im ugandischen Bulenge an. Damit die Schüler in Afrika sich Bäume zum Wiederaufforsten oder gar einen Mangobaum leisten können, sollten die Schleizer Regelschüler nicht jeweils etwa fünf Euro von ihrem Taschengeld spenden, sondern diese nachhaltig erwirtschaften. Als Beispiel nannte er die GlobalSocial-Network-Initiative des Saalfelder Weltumradlers Axel Brümmer, mit dem er zusammenarbeite. „In Saalfeld haben Gymnasiasten aus Altkleidern Tragetaschen genäht und diese für drei Euro verkauft, um damit eine nachhaltige Alternative zu Plastikbeuteln anzubieten. Die Einnahmen wurden unter anderem dafür genutzt, dass Kinder einer Partnerschule im bolivianischen Samaipata Bäume pflanzen konnten. Am GlobalSocial-Tag am 12. April wurden nicht nur in Saalfeld, sondern an 53 Orten in mehreren Ländern Bäume gepflanzt. So soll ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt werden, damit sich die Jugend­lichen beispielsweise per ­WhatsApp-Brieffreundschaften über das Leben von Gleichaltrigen auf anderen Kontinenten informieren“, erklärte Rischer.

Marina Fügmann, stellvertretende Leiterin der Schleizer Regelschule, regte beispielsweise den Verkauf von Schulhof-Baumblättern an. Diese haben die Schüler im Werkunterricht aus Keramik hergestellt. Sie könnten zum Tag der offenen Gärten am 30. Juni im Ausgangspunkt Alte Münze angeboten werden. Auf diese Weise oder auch mit anderen Ideen könnten die Schleizer das Geld nachhaltig für Bäume und andere Projekte in Uganda erwirtschaften. Wie Michael Rischer anknüpfte, könnten Schüler in Uganda mit dem Baum ein Foto des Spenders aus Schleiz erhalten und sich nach dem Pflanzen mit einem Foto per WhatsApp bedanken. „Auf diese Weise könnten die Schüler in Kontakt treten und sich für das Leben und die Probleme des Anderen interessieren“, sagte der Initiator.

„Die Idee wird am Freitag in die Schülervollversammlung vorgestellt und im Dezember die erste Spende überreicht. Wie, das wird über die Ferien überlegt und dann im neuen Schuljahr in Angriff genommen“, sagte Schulleiter Toralf Hieb.