Tannenfeld. Erkenntnisse zu Tannenfeld - Auszug aus Geschichts- und Hauskalender 2020

Im Jahr 1766 hatte der Landkammerrat Johann Gottfried von Kutschenbach das Rittergut Löbichau für 55.000 Taler erworben. Er errichtete 1771 eine Fasanerie in seinem Ritterguts-Jagdrevier. Die herzogliche Genehmigung dazu verpflichtete ihn, 20 Fasanen auszusetzen und diese drei Jahre zu schonen.

Gute Bedingungen für Fasanerie in Tannenfeld

Zudem sollte er im Falle von harten Wintern oder Dezimierung des Bestandes bei Hochwasser zehn Fasanen von neuem aussetzen. Es ist zwar nicht dokumentiert, wo genau Kutschenbach diese Fasanerie anlegte. Allerdings erweiterte er zu dieser Zeit seinen Grundbesitz in Tannenfeld, ließ die Bäume darauf fällen, die Büsche jedoch stehen. Da Fasanen halboffene Landschaften besiedeln, bestanden in Tannenfeld geeignete Bedingungen. Auch 150 Jahre später lebten hier Fasanen und wurden gefüttert.

Als Herr von Kutschenbach das Rittergut Löbichau 1794 an den Reichsgrafen von Medem (den Bruder Herzogin Dorothea von Kurlands) verkaufte, ist in dem Vertrag die Rede von einem Lust- und Gartenhaus. Dabei kann es sich nur um das damals sogenannte Rote Haus beziehungsweise Kavaliershaus (das heutige Haus Tannegg) in Tannenfeld handeln, das bei Medems Erwerb nachweislich bereits existierte.

Die Herzogin von Kurland errichtete ein Landhaus

Es wäre nur schlüssig, wenn Kutschenbach im Zuge der Errichtung der Fasanerie auch dieses Gebäude errichten ließ. Die Bezeichnung des Gebäudes im 19. Jahrhundert war „rotes Haus“. Allerdings sah das Gebäude seinerzeit noch etwas anders aus als heute. Auf einer Zeichnung von Heinrich Georg Drescher aus dem Jahr 1901 ist der ursprüngliche Baukörper gut zu erkennen.

Herzogin Dorothea ließ an der Südseite von Tannenfeld ein Landhaus beziehungsweise Schlösschen im italienischen (klassizistischen) Stil errichten. Offiziell fungierte Batowski, der das Anwesen seit Mai 1796 für 100 Jahre gepachtet hatte, als Bauherr - doch hätte er selbst nicht die Mittel zum Bau gehabt.

Die Bauern legten Beschwerde beim Herzog ein

Der Bau des Schlösschens ging mit einigen Schwierigkeiten von Seiten der Untertanen vor sich. Im Frühjahr 1798 bemerkten diese nämlich, dass das Bauholz, welches sie als Fronfuhre eigentlich zum Bau des Löbichauer Schlosses gebracht hatten, teilweise zum Bau des Tannenfelder Schlösschens verwendet wurde. Da an dessen Bauplatz vorher aber kein Gebäude gestanden hatte, waren die Bauern dazu gar nicht verpflichtet. Sie beschwerten sich beim Herzog. Ein Ergebnis der Auseinandersetzung ist nicht überliefert.

Eine ständige Aufsicht scheint zu dieser Zeit in Tannenfeld nicht vor Ort gewesen zu sein, denn verschiedene Beerwalder Häusler entwendeten dort 1798 Bauholz. Die mangelnde Aufsicht ist verständlich, denn zu dieser Zeit war der Schlossumbau in Löbichau gleichfalls noch im Gange. Das bedeutet aber auch, dass zu dieser Zeit das Schlösschen Tannenfeld noch nicht fertiggestellt gewesen sein kann. Der Bau soll ein Jahr gedauert haben. Das Gebäude kann also frühestens 1799 fertiggestellt worden sein.