Tannenfeld. Erkenntnisse zu Tannenfeld – Auszug aus Geschichts- und Hauskalender 2020 (Teil 2)

Es ist oft erzählt worden, das Schlösschen habe dem Liebhaber der Herzogin, dem Grafen von Batowski, als Wohnsitz gedient. Allerdings hieß deren Favorit im Jahr 1799 nicht mehr Batowski, sondern Baron von Armfelt. Und dieser besuchte Löbichau nur kurz. Die Liaison dauerte auch nicht lang; sie wandte sich von ihm ab und brach nach seiner Aussage sein Herz. Er tröstete sich mit Dorotheas Tochter, Prinzessin Wilhelmine.

Tannenfeld diente nicht als Liebesnest

Der oft wiederholten und abgeschriebenen Legende von Schloss Tannenfeld als Dorado der Liebe liegen daher lediglich die mit der Planung und Erbauung verbundene Idee sowie die Lust jeder neuen Generation an der Projektion dieser Idee auf das dafür zweifellos geeignete Tannenfeld zugrunde.

Tatsächlich kann Tannenfeld aus rein zeitlichen Gründen nicht als romantisches Liebesnest – zumindest für Herzogin Dorothea und die Herren Batowski und Armfelt – gedient haben. Der Bau des Tannenfelder Schlösschens und die Anlage des Parks oblagen mit Sicherheit dem Kunstgärtner Joseph Bernard Baumann aus Bollwiller im Elsaß, welcher auch Baudirektor beim Löbichauer Schlossbau war.

Herzogin stand für beide Kinder des Gärtners Pate

Dorothea hatte den jungen Mann in den königlichen Gärten von Potsdam kennengelernt, wo er seit 1793 Gartenbau studierte und Mitglied der Märkischen Ökonomischen Gesellschaft war. Ab 1796 fungierte er in Löbichau als Bau- und Gartendirektor. Herzogin Dorothea muss ihn und seine Arbeit außerordentlich geschätzt haben. Seine bevorzugte Stellung geht auch daraus hervor, dass seine Hochzeit am 31. Oktober 1797 „auf dem Herzoglichen Schloße zu Löbichau im Zimmer im Beyseyn der Durchlauchtigsten Herzogin mit ihrem ganzen Hofstaate mit einer kurzen Standrede“ stattfand. Die Braut war eine Kammerjungfer von Herzogin Dorothea mit Namen Fräulein Sarah Hughes.

Für die beiden in Löbichau geborenen Kinder des Ehepaares Baumann fungierte die Herzogin als Patin. Die älteste Darstellung des ursprünglichen Schlösschens, von der eine Kopie im Museum Burg Posterstein undatiert gezeigt wird, lässt sich genau zuordnen. Sie entstand am 31. August 1819 und wurde von Herzogin Dorothea persönlich angefertigt, denn sie entstammt ihrem Tagebuch.