Dobitschen. Bürgermeister Bernd Franke und sein Stellvertreter Björn Steinicke über die Herausforderungen im Jahr 2020

Dobitschen. "Im Grunde war es ein trauriges Jahr", sagt Bürgermeister Bernd Franke (parteilos). Der Fasching konnte im Februar noch stattfinden, danach sei alles zum Erliegen gekommen, was das Leben auf dem Dorf ausmache. Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer, etwa was die Zusammenarbeit mit Schmölln angeht.

Frankes Stellvertreter Björn Steinicke zählt auf, was liegengeblieben ist. So wollten die Mitglieder der Feuerwehr etwa aus Sicherheitsgründen eine Treppe am unteren Teich einbauen. "Da schlug der erste Lockdown zu. Deshalb ist die Treppe bis heute eine Baustelle." Auch das Dorffest musste abgesagt werden, weil sich die Auflagen so häufig geändert haben. Irgendwann war der Punkt erreicht, wo man Geld hätte in die Hand nehmen können. Auch ständige Nachfragen im Gesundheitsamt brachten keine Klarheit. "Es macht keinen Sinn, die ehrenamtliche Leistung zu verbrennen", so Steinicke.

Allerhöchstens Flickwerk im nächsten Jahr

Doch zum Glück sei der dörfliche Zusammenhalt unverändert stark. Aber die Gefahr, dass sich diese nach dem Lockdown nicht wieder im alten Maß reaktivieren lässt, werde von Woche zu Woche größer. Obwohl es im Jahr 2019 keinen Haushalt gab, wäre dieser ausgeglichen gewesen, sagt Franke. Der für 2020 war ausgeglichen, alle Pflichtaufgaben wurden erfüllt. Lediglich bei der Beschaffung von Technik und Bekleidung für die Feuerwehr gab es Engpässe, weil der Haushalt erst im September verabschiedet wurde.

Und im nächsten Jahr? "Wir ordnen vieles den Straßen unter", sagt Bernd Franke. Im Jahr 2021 werde man wieder nur das nötigste flicken, ansonsten sparen und Fördermittel beantragen. Denn im Jahr 2022 sollen endlich die Gemeindestraßen im desolaten Zustand grundhaft saniert werden. Das betrifft vor allem die Straße der Einheit und die Straße des Friedens. Hier helfe der erfahrene Schmöllner Bauamtsleiter Reiner Erler enorm weiter. Den Haushalt für 2021 will man am besten noch im Frühjahr beschließen.

Schulschließung erfolgreich abgewendet

Denn mit dem neuen Kämmerer arbeite man fair und gut zusammen. Mit dessen Vorgänger sei das nicht so einfach gewesen, lässt Franke erkennen. "Jetzt sind wir auf einem Level, auf dem man arbeiten kann", sagt auch Steinicke. Ärger machte den Dobitschenern in diesem Jahr vor allem die Verwaltung des Landkreises. So habe man etwa ein Viertel Jahr damit verbracht, gegen den Entwurf des Landrates zur Schulnetzplanung zu arbeiten, schätzt Franke. In diesem war eine teilweise Ausgliederung der Regelschule vorgesehen. "Man kann eine Schulschließung schon stragtegisch planen, das war so ein Fall", sagt der Bürgermeister.

Doch von Dobitschen sind es mindestens zwölf Kilometer bis zur nächsten Stadt. Eine Schließung hätte bedeutet, dass es im Raum zwischen Altenburg, Schmölln und Meuselwitz keine weiterführende Schule mehr geben würde. Unsinnig lange Fahrtzeiten mit dem Schulbus wären die Folge. Dass falsche Behauptungen zum Brandschutz als Begründung vorgeschoben wurden, obwohl der Lehrermangel die eigentliche Ursache darstelle, ärgert Björn Steinicke besonders. Zum Glück konnte Schlimmeres verhindert werden. "Das einhellige Votum im Kreistag hat uns schon stolz gemacht", so Franke.

Kaum Hoffnung auf Rettung für Wasserschloss

Zum Ärgernis wurde schließlich noch eine unsachgemäße Ausbesserung auf der Kreisstraße. Hier habe die Kreisstraßenmeisterei im Herbst an mehreren Stellen der zentralen Kreuzung im Ort lediglich Asphalt auf dem Straßenpflaster aufgebracht, um Vertiefungen auszugleichen. Darüber habe man sich massiv beschwert, so der Bürgermeister.

Nur kurz währte die Hoffnung, dass sich am Zustand des Wasserschlosses bald etwas ändern werde. Denn nachdem der bisherige Besitzer verstarb, besuchte ein Teil der Erbengemeinschaft im Sommer den Ort und wurde vom Bürgermeister über das weitläufige Gelände geführt. Sie seien sichtlich schockiert gewesen vom heruntergekommenen Zustand, berichtet Franke. Doch das Ergebnis sei gleich null gewesen. Auf das Angebot Frankes, Kontakt mit der Unteren Denkmalschutzbehörde herzustellen, sei bislang nicht eingegangen worden.

Dorfleben ruht in der Zwangsstarre

"Dabei ist das nicht nur ein optisches Problem, sondern inzwischen auch eine Gefahrenquelle", sagt Björn Steinicke. Auch das ehemalige Verwaltungsgebäude der LPG direkt an der Straße ist in einem desolatem Zustand. Direkt hinter der Kirche geht es etwa sechs Meter senkrecht nach unten, weil vor 15 Jahren nach einem Brand ein Teil der Scheune eingestürzt ist. Doch solange die Immobilie in Privatbesitz ist, muss die Gemeinde dabei zusehen, wie das historische Schmuckstück verkommt.

Ansonsten ruht Dobitschen in der verordneten Zwangspause durch Corona. Im Moment darf keine Sprechstunde abgehalten werden, doch bei Bernd Franke wird das Telefon rege genutzt. Ansonsten finden die Gespräche über den Gartenzaun hinweg statt, wie es für eine dörfliche Gemeinde üblich ist. Es sind fast nur kleinere Anliegen, die gemeldet werden. Etwa, wo die Gelben Säcke zu bekommen sind.