Zum Jahresende machen Geschäfte und Betriebe Inventur.

Das ist eine Bestandsaufnahme. Gefragt wird: Was ist drin?

Manchmal fragen wir aber auch: Wer oder was kommt von außen auf uns zu? Das ist dann vielleicht ein spannendes Abenteuer: Adventur. Das Wort „Advent“ ist eher mit Adventur als mit Inventur verwandt. Es heißt „Ankunft“. Da kommt etwas oder jemand von außen zu uns. Vielleicht ist es spannend, vielleicht ein Wagnis, wenn wir uns auf den Besucher von draußen einlassen. Der, der uns im Advent nahe kommt, ist kein geringerer als Gott. Gott wird ein Mensch und kommt in der Person Jesu zur Welt. Geboren werden braucht Jesus nicht mehr. Er ist ein für alle Mal geboren. Aber einkehren möchte er bei uns immer wieder neu.

Die Adventszeit hat vier Sonntage. Wir kennen den Adventskranz. An jedem Adventssonntag wird eine Kerze mehr angezündet und nach dem 4. Advent wird es Weihnachten. Vor 180 Jahren hat Johann Hinrich Wichern in Norddeutschland den Adventskranz für die Straßenkinder des beginnenden Industriezeitalters „erfunden“. Es war anfangs ein Wagenrad mit 20 kleinen Kerzen für die Werktage und vier großen Kerzen für die Sonntage. Dieser Kranz veranschaulichte den Kindern die Anzahl der Tage bis zum Christfest und nebenbei übten die Kinder das Zählen. Heute haben wir den vereinfachten Kranz mit den vier Kerzen für den ersten Advent, den zweiten Advent, den dritten Advent und den vierten Advent.

Jesus kommt. In ihm kommt Gott zur Welt. Das ist die erste Bedeutung von Advent. Theologen nennen das „1. Advent“. Es gibt noch eine zweite Bedeutung, einen „2. Advent“: Wenn es mit der Welt zu Ende geht, dann kommt Gott noch einmal in der Person Jesu. Wir glauben, er kommt streng und gnädig zugleich und erwarten ihn mit Ernst und Vorfreude. Wegen dieser zweiten Bedeutung ist die Adventszeit eine ernste Zeit im Kirchenjahr. Ich glaube, es ist wichtig, dass das im Vorweihnachtsrummel nicht vergessen wird. An diesem Sonntag feiern wir im doppelten Sinne den zweiten Advent.

Wir zünden die zweite Kerze am Adventskranz an und zählen noch 17 Tage bis Weihnachten (der Heilige Abend ist ja der Vorabend). Und wir denken in den Kirchen und vielleicht auch zu Hause daran, dass das Ende der Welt in Gottes Händen liegt. Und da liegt es gut.

Ich wünsche Ihnen (im doppelten Sinn) einen gesegneten zweiten Advent!