Andreas Bayer über die Zwänge der Digitalisierung

Von meinem ersten Tag als Student weiß ich nur noch genau so viel: Ich wurde nach meiner E-Mail-Adresse gefragt. Ich war verdutzt und fragte wozu ich die bräuchte, denn ich hatte zu dem Zeitpunkt nicht einmal einen Computer. Daraufhin wurde ich informiert, dass ich ohne diese Hilfsmittel wohl einen schweren Stand hätte.

Doch kommen wir zum hier und jetzt, knapp 20 Jahre später: Gemeinhin wird Verwaltungen ja nachgesagt, sie seien zu unflexibel und arbeiteten noch wie zu Kaisers Zeiten. Zumindest wird unter so genannten Otto Normalbürgern auch ohne die vorgehaltene Hand gerne und oft so geredet. Dieses Vorurteil kommt natürlich nicht von ungefähr. Aus meiner täglichen Erfahrung kann ich mannigfaltige Beispiele aufzählen, wo dieser Eindruck bestätigt wurde.

Nicht so bei der Stadtverwaltung Schmölln, wo man beherzt vorangeht und dem Rest des Landkreises den Rücken zeigt. Das ist lobenswert und bürgerfreundlich, man spart Zeit, Platz und Büromaterial. Jetzt muss man den Schmöllnern nur noch die Angst nehmen, dass sie eines Tages im Rathaus nicht mehr erwünscht sind. Denn auf diese Gefahr läuft es hinaus, wenn in naher Zukunft sämtliche Leistungen über den Computer möglich sind. Die Öffnungszeiten könnten irgendwann eingeschränkt werden und damit die Möglichkeit, persönlich Rücksprache zu halten. Doch auch in Zukunft sollte niemand gezwungen sein, einen Computer zu besitzen.