Schmölln. Warum nicht nur schützenswert in der Natur ist, was niedlich und schön ist.
Um Naturschutz in der Schmöllner Region ging es jetzt im Reussischen Hof. Die Mitglieder des Heimat- und Verschönerungsvereins hatten Naturschützer Torsten Pröhl aus Kummer eingeladen.
Für Pröhl war das eine Premiere. Er nutzte sie, um eine Zusammenarbeit zwischen Naturschützern und dem Verein anzubieten. „Die Arbeit des Vereins beißt sich nicht mit dem Naturschutz. Man kann doch an einem Strang ziehen“, sagte er zu Beginn.
So sah es auch Vereinsvorsitzender Hans-Jürgen Krause: Man könne sich ja beim Pflanzen von Bäumen künftig vielleicht auch über Standorte beraten lassen. Eine Zusammenarbeit sah er auch im Hinblick als Chance für ein Projekt „Naturnahes Schmölln“.
Vernetzen und Kreisläufe waren dann auch Themen, die direkt mit der Natur, dem Tier- und Pflanzenbestand in Zusammenhang Ausführungen prägten. Vor allem ging es um immer seltenere Tier- und Pflanzenarten in der Schmöllner Region.
„Leider ist für viele nur schützenswert, was niedlich oder schön ist“, begann Pröhl seinen Vortrag. Doch gerade alte Bäume hätten für viele keinen Wert, außer als Nutzholz, siehe die einstige Baumfällaktion in Nöbdenitz. Dabei wären alte Bäume so wichtig für die Natur und ihre Bewohner. Laut Pröhl gibt es nur noch eine Stelle, an der Kreuzottern zu finden sind, Leberblümchen in den Wäldern werden immer seltener, veranschaulichte er.
Aber auch positive Aspekte führte er an. So ist die Mopsfledermaus um Schmölln seit Mitte der achtziger Jahre beheimatet und deren Anzahl gestiegen. Wälder rund um Schmölln seien Verbreitungsschwerpunkt in Thüringen. Auch der Schwarzstorch beginne wieder mit der Besiedelung. Waldohreulen haben bekanntlich im Winter Schlafplätze in Schmölln, so an der Kirche. Der Waldkauz ist auf dem Lindenberg und dem Pfefferberg zu finden. Entlang der Sprotte ist der Eisvogel heimisch.
Auch über das Engagement der Naturschützer im Bereich Löbichau, beispielsweise am alten Förderturm, als Stätte für die Dohlen oder darüber, dass alte Kiesgruben wie in Goldschau nicht gänzlich zugeschüttet wurden, sondern als Biotope für etliche Tiere und Pflanzen dienen, berichtete er. „Wo Lebensraum neu angeboten wird, werden Tiere und Pflanzen wieder ansässig“, wusste der Naturfreund.
Vom Aussterben des Hamsters, über die aussichtslose Lage des Wildkaninchens auf riesigen Feldern bis hin zum immer seltener werdenden Wiedehopf, der vor allem in Brandenburg und Sachsen-Anhalt vorkommt, reichte der Vortrag. In dem wurde anschaulich vermittelt, welche Schönheiten und mittlerweile leider seltene Pflanzen- und Tierarten um Schmölln noch beheimatet sind und wie achtlos oftmals mit der Natur weiter umgegangen wird.
Kritisch sieht Torsten Pröhl dabei die Arbeit des Forstes und die riesigen Felder, die eine Vernetzung von Wald- und Flurstreifengehölzen oftmals unmöglich machen und so Lebensräume einschränken.
Hans-Jürgen Krause bedauerte, dass keine 20 Personen den über zweistündigen Vortrag hörten. „Die Veranstaltungen, die der Heimat- und Verschönerungsverein organisiert, sind eigentlich für die Bürger gedacht“, sagte er und warb damit um künftig mehr Zuspruch.