Meerane. Die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach begeistert in Meerane.
Was ist schöner, als das neue Jahr musikalisch beschwingt und fröhlich zu begrüßen? Das werden sicherlich viele Meeraner Musikfreunde gesagt haben, als nach zweijähriger Corona-Pause nun endlich das beliebte Konzert zum Start ins neue Jahr mit der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach wieder stattfinden konnte.
Auch wenn die Publikumszahlen noch nicht ganz das Niveau der früheren Konzerte erreicht hatten, so war dieser Konzertabend von besonderer, heiterer und beschwingter Atmosphäre auf der Bühne, aber auch im Parkett und auf dem Rang geprägt.
Programm mit musikalischen Edelsteinen
Für die richtige Stimmung sorgte von Anfang an der bestens aufgelegte Generalmusikdirektor Stefan Fraas im weißen Frack als sein Markenzeichen. Vom ersten Taktschlag an spürte man, Oper, Operette und Musical sind seine Welt, in der er ganz aufgeht. Routiniert im besten Sinne des Wortes leitete er mit perfekter Stabführung und präzisen Einsätzen sein Orchester. Da stimmte jede Fermate und stimmten die vielfältigsten Tempo- und Taktwechsel.
Dazu hatte er ein abwechslungsreiches, von musikalischen Edelsteinen durchsetztes Programm ausgewählt, sodass die Zeit wie im Flug verging. Natürlich reflektierte Fraas auf einen gewissen Aha-Effekt bei der Musikauswahl. Doch das ist genau das rechte Konzept, um auch den Hörer in der letzten Reihe des Konzertsaals zu erreichen und die Herzen und Ohren des Publikums zu öffnen und zu berühren, wie es der GMD wunderschön in seiner Moderation ausdrückte. Es gab also Ohrwürmer vom Feinsten von Gaetano Donizetti über Guiseppe Verdi bis zur Wiener Strauss-Familie oder von Emmerich Kálmán bis zu Jeanine Tesor.
Bestens abgestimmtes Spiel und delikate Soli
Die Vogtland Philharmonie bezauberte durch ein bestens abgestimmtes Spiel, mit delikaten Soli des Violoncellos oder des Horns in der Ouvertüre zum Don Pasquale oder mit der fulminanten und im Tempo zugespitzten Szene in der Halle des Bergkönigs von Edward Grieg.
Der eine oder andere Gag trug ebenfalls zum Erfolg des Abends bei. So Leroy Andersons „Sandpaper Ballett“ mit den beiden Schlagzeugern des Orchesters, dieses Mal nicht am Typewriter, sondern permanent mit Sandpapier scharrend. Das Sahnehäubchen der Heiterkeit setzte natürlich Stefan Fraas mit seinen Lesungen heiterer Geschichten und Traktätchen auf, sei es die Neufassung 2015 von Max und Moritz oder die Story von den beiden Raben.
Keine Grenzen kannte der Humor bei der Auftrittsouvertüre von Fredo Jung. Hier machte das Orchester nach der Pause partout keine Anstalten, auf die Bühne zu kommen. Der GMD musste sich bei seinem Dirigat auf eine einsame Kontrabassistin beschränken, ehe sich die anderen Musiker bemüßigt fühlten, zu Johann Pachelbels mit Klängen von Richard Wagner angereicherten, populärem Kanon langsam und gelangweilt ihre Plätze einzunehmen. Erst allmählich kamen sie wieder in Schwung, mehr und mehr motiviert von ihren Chef mittels eines von ihm gesungenen Rezitativs, um dann doch noch in ein jubilierendes Finale dieser schelmischen Ouvertüre zu münden.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen die beiden Solisten des Abends, Jeanette Wernecke mit ihrem jubelnden Sopran sowie der bestens aufgestellte Tenor Daniel Pataky, der Puccinis Nessun dorma aus der Oper Turandot zum ergreifenden, absoluten Höhepunkt des Konzertes werden ließ.
Publikum fordert drei Zugaben ein
Erst nach drei Zugaben, darunter Paul Linckes gepfiffene Berliner Luft, entließ das Publikum die Vogtland Philharmonie, die Solisten und den umjubelten Stefan Fraas. Auch Standing Ovations und begeisterte Pfiffe belohnten alle Musiker für dieses überaus optimistische und viel Hoffnung für das neue Jahr ausstrahlende, prächtige Konzert.