Frank Kalla über das Sterben der Fichte

Jahrzehntelang nannte man die Fichte den „Brotbaum“ der deutschen Forstwirtschaft. Im 18. und 19. Jahrhundert im damals fast entwaldeten Deutschland an jeder Ecke gepflanzt, garantierte die eigentlich in der Taiga oder in Skandinavien beheimatete Fichte den Waldbesitzern ein auskömmliches Einkommen.

Aber auch damals warnte man bereits vor der Monokultur. „Willst du deinen Wald vernichten, pflanze Fichten, nichts als Fichten“, wurde mit böser Zunge gelästert.

Die Warner von damals, sie scheinen heute endgültig im Recht. Mit einer rasanten Geschwindigkeit haben immer neue Stürme, lange Trockenperioden und damit einhergehend der Borkenkäfer dem Brotbaum so zugesetzt, dass der von der Wissenschaft prognostizierte Rückgang der Baumart in Thüringen und auch im Saale-Holzland viel schneller vonstatten geht als angenommen.

Ja, wir werden uns an neue Wälder mit anderen Baumarten gewöhnen müssen. Ja, großflächige Kahlflächen wird man immer häufiger im einst sehr waldreichen Holzland zu sehen bekommen. Es sind beklemmende Bilder.

Und doch sollte man die Hoffnung und Zuversicht nicht aufgeben, dass auch künftig satte Grüngürtel Dörfer und Städte umgeben. Statt der Fichte werden andere Baumarten ihren Platz einnehmen, mehr Laubbäume, aber auch Nadelbäume. Man sollte gerade auf den Schadflächen der Natur einfach einmal Zeit geben.