Oberhof. Philipp Horn wird in Oberhof deutscher Biathlon-Meister, während das Debüt seiner Frau Antonia misslingt. Ein Starter sorgt für eine Überraschung.

So ein junges Biathlon-Pu­blikum gab es noch nie. Mehr als 3000 Schülerinnen und Schüler verwandelten die Oberhofer Arena am ersten Tag der deutschen Meisterschaften in Thüringens größtes Klassenzimmer. Statt still zu sitzen waren dort Herumhüpfen und laut sein ausdrücklich erlaubt. Und das taten die Kinder und Jugendlichen ausgiebig und sorgten somit für eine ausgelassene Stimmung bei den beiden Titelentscheidungen.

„Dafür hat sich der Aufwand gelohnt“, sagte Frank Eismann, Präsident des Thüringer Skiverbandes (TSV), und blickte freudestrahlend auf die gut gefüllten Tribünen. Im Rahmen des Projektes „Jugend trifft Biathlon“ hatte der TSV gemeinsam mit der Oberhofer Sport und Event GmbH den Schulausflug XXL organisiert. In insgesamt 72 Bussen wurden die Klassen aus 50 Thüringer Schulen – von Nordhausen bis Neuhaus, von Eisenach bis Altenburg – an den Rennsteig gebracht.

Breites Grinsen schon beim Anschießen

Erik Lesser gibt in Oberhof einen Überraschungsauftritt.
Erik Lesser gibt in Oberhof einen Überraschungsauftritt. © Kevin Voigt

„Ich hatte schon beim Anschießen ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Herrlich, wie die Kids mitgesungen und getanzt haben“, meinte Philipp Horn. Den Lokalmatador von Eintracht Frankenhain schien die ausgelassene Stimmung zu beflügeln. Auf Skirollern stürmte er auf und davon, leistete sich nur zwei Schießfehler und holte eine Woche nach dem Sommer-WM-Titel im Supersprint den deutschen Meistertitel im 15-Kilometer-Einzelrennen.

„Es läuft zurzeit einfach. Ich habe ein gutes Gefühl und jede Menge Spaß. Und wenn man zu Hause gewinnt, macht es natürlich doppelt so viel Spaß“, sagte Horn, schränkte aber zugleich ein: „Die Wettkämpfe sind nur Vorbereitung. Wichtig ist, dass ich im November die Qualifikation für das Weltcupteam schaffe.“ Ein Ziel, das auch Lucas Fratzscher verfolgt. Der Oberhofer belegte vor Philipp Nawrath Platz zwei.

Umjubelt wurde auch einer, der seine Karriere im Frühjahr schon beendet, aber vor der eigenen Haustür noch mal „Lust auf Wettkampf“ verspürt hatte. Als Comeback wollte Erik Lesser seinen überraschenden Einsatz aber nicht verstanden wissen, vielmehr als Motivationshilfe für andere Ehemalige: „Ich möchte andere Profiathleten, die aufgehört haben, damit den Weg in den Breitensport ebnen. Im Skilanglauf oder Radsport ist das schon so.“

Lesser schlägt sich wacker

Zwischenzeitlich auf der Strecke hätte er seinen Entschluss, sich nahezu ohne Training mit den Besten zu messen, fast bereut: „Nach drei Runden habe ich meine Arme nicht mehr gespürt. Da dachte ich schon: Was tust du dir hier eigentlich an?“ Doch insgesamt schlug er sich wacker und ließ als 26. immerhin 18 Konkurrenten hinter sich. Viel Zeit zum Regenerieren blieb ihm nicht. Beim Rennsteig Ride am Samstag nimmt Lesser auf dem Mountainbike den Marathon in Angriff.

Den Titel bei den Frauen sicherte sich in Abwesenheit der A-Mannschaft Sophia Schneider vor ihrer Vereinskollegin Marion Wiesensarter (beide Oberteisendorf) und Juliane Frühwirt aus Tambach-Dietharz. Die 24-Jährige zeigte sich mit ihrem Lauf zufrieden, haderte allerdings mit den zwei Schießfehlern im finalen Anschlag. „Die haben mir leider den Sieg gekostet.“

Ein bitteres Biathlon-Debüt erlebte indes Ex-Skilangläuferin Antonia Horn. Sie verfehlte nicht nur elf Scheiben, sondern bog zu allem Überfluss beim Zieleinlauf noch in den falschen Korridor ein und wurde disqualifiziert. „Echt schade für sie“, meinte Ehemann Philipp, der sicherlich als Trostspender gefragt war. Am Samstag werden die Titelkämpfe mit den Sprints fortgesetzt.

Samstag, 11 Uhr: 7,5-km-Sprint, Frauen. 13.30 Uhr: 10-km-Sprint, Männer. Sonntag, 10.30 Uhr: 10-km-Verfolgung, Frauen. 13 Uhr: 12,5-km-Verfolgung, Männer.