Oberhof. Deutsche Skijägerinnen vergeben beim Schießen ihre Chancen. Norwegerin Tiril Eckhoff gewinnt Sprintrennen. Franziska Preuß wird Sechste.

Im Thüringer Wald ist so viel Schnee gefallen, dass inzwischen selbst mancher Baum ächzend in die Knie geht. Bevor beim Biathlon-Weltcup der Sprint der Frauen gestartet werden konnte, musste die Streckencrew mit der Motorsäge ausrücken. Ein Gehölz drohte unter der weißen Last auf die Loipe zu kippen. Wenig später machte auch Tiril Eckhoff kurzen Prozess. Im dritten Einzelrennen von Oberhof eroberte die 30 Jahre alte Norwegerin ihren dritten Sieg.

Ihre Erfolgswelle ist vielleicht sogar mit der traumhaften Winteridylle am Rennsteig in Verbindung zu bringen. „Hier liegt so viel Schnee wie bei uns in Norwegen. Das ist toll“, sagte Eckhoff, die trotz einer Strafrunde fast zehn Sekunden schneller als die am Schießstand fehlerlose Italienerin Dorothea Wierer unterwegs war und ihren sechsten Saisonsieg holte. Als umjubelte Dritte ließ sich einmal mehr Lisa Theresa Hauser aus Österreich feiern, die wie schon in der vergangenen Woche auf den Bronzerang stürmte.

Die deutschen Frauen mussten sich derweil mit einem Top-Ten-Rang begnügen. Franziska Preuß, die vor sechs Tagen im Sprint noch 14. geworden war, hätte sich allerdings beinahe über ihren zweiten Podestplatz dieses Winters freuen dürfen. Ein Fehler beim Stehendschießen vermasselte ihr aber die Möglichkeit, Rang drei anzugreifen, den sie letztlich um 20,9 Sekunden verfehlte. Dennoch war Preuß mit ihrem sechsten Platz zufrieden. „Es war eine ganz andere Körperspannung als in der vergangenen Woche“, sagte die Zollbeamtin, die zuletzt aufgrund einer leichten Reizung des Sprunggelenks im linken Fuß in den Staffelwettbewerben vorsorglich geschont wurde.

Mit Wut im Bauch ging sie diesmal auf die Strecke, nachdem zuletzt nur die Plätze 14 und 18 herausgesprungen waren. Aber auch ohne Medaillenrang wertete sie ihre Leistung als Fortschritt und benannte zugleich die Reserven. „Ich muss mich vom Kopf her anders vorbereiten und es schaffen, den Druck abzulegen, den ich mir selber mache. Diesmal ist mir das schon viel besser gelungen“, sagte Preuß, die sich als beste Deutsche der Weltcupgesamtwertung um einen Rang auf Platz sechs verbesserte. Aber nicht all ihre Wünsche gingen in Erfüllung. Das Vorhaben, am Schießstand endlich einmal ohne Fehler gleich auf die Strecke zurückzukehren, misslang im Stehendanschlag.

Denise Hermann landete unterdessen zwei Ränge hinter der von Magenproblemen geplagten Janina Hettich wie vor einer Woche auf Platz 15, wollte aber dennoch die positiven Aspekte herausstreichen. Immerhin gelang ihr die zweitbeste Laufleistung des gesamten Feldes hinter der überragenden Tagessiegerin Eckhoff. Ihr Höhentraining in Davos über den Jahreswechsel scheint sich auszuzahlen: „Die Form wird immer besser. Und ich hatte richtig gutes Material an den Füßen.“

Wenn da eben nicht das Schießen wäre. Ein Fehler liegend, zweimal 150 Extrameter nach dem Stehendanschlag – schon waren alle Hoffnungen auf einen Platz in Medaillennähe zunichte gemacht und letztlich ein Rückstand auf Eckhoff von 1:07 Minuten aufgelaufen. Auch bei Herrmann ist offenbar alles reine Kopfsache. „Es sind nur minimale Zehntelprozente, die momentan fehlen. Diese kleine Verknüpfung, die es vom Hirn zum Finger braucht, damit es wieder besser läuft“ sagte die 32-Jährige, die vor einem Jahr in Oberhof noch Sprint-Zweite geworden war.

Bis zum Saisonhöhepunkt, der Weltmeisterschaft in einem Monat in Pokljuka, heißt es Ruhe zu bewahren. Selbst wenn die Sächsin den anvisierten Angriff auf den Gesamtweltcup schon einmal zu den Akten gelegt hat. „Man muss sich Erfolgserlebnisse verschaffen, damit man wieder Selbstbewusstsein zurückerlangt“, sagte Herrmann. Das Staffelrennen am Samstag bietet in Oberhof die nächste Gelegenheit dazu, bevor tags darauf der Massenstart den Doppel-Weltcup in Thüringen beendet.