Oberhof. Im Sprintrennen von Oberhof holt der 33-Jährige beim Sieg des Norwegers Johannes Thingnes Bö Platz drei - knapp vor Erik Lesser

Einfach mal abschalten, selbst wenn es nur ein paar Stunden sind. Arnd Peiffer hat längst seinen ganz eigenen Weg gefunden, um mit Misserfolgen umzugehen. Am besten ganz unaufgeregt. Am Montag legte der Sportsoldat einfach die Waffe zur Seite, die sozialen Medien ignorierte der Familienvater fünf Tage lang. „Ich weiß ja, dass ich schlecht war. Da brauche ich mir nicht auch noch 300 Mal durchlesen, wie schlecht ich gewesen bin“, sagte Peiffer nach dem gelungenen Auftakt in die zweite Oberhofer Weltcup-Woche.

Vor fünf Tagen im Sprintrennen noch auf Rang 47 durchgereicht, eroberte der 33-Jährige mit seinem dritten Rang den ersten deutschen Podestplatz bei den Wettkämpfen im Thüringer Wald. Auch sonst meldete sich die deutsche Mannschaft in der Top-Ten-Region zurück. Lokalmatador Erik Lesser verpasste hinter seinem Teamkollegen nur um ganze 2,7 Sekunden seinen zweiten Podestplatz des Winters. Benedikt Doll wusste als Elfter trotz eines Schießfehlers ebenso zu überzeugen.

Lesser wollte sich allerdings erst gar nicht mit dem durchaus positiven Auftritt zufrieden geben. „Wir dürfen uns jetzt nicht ausruhen. Nach wie vor fehlt uns die Konstanz. Es wäre schön, wenn uns nächste Woche in Antholz wieder solch eine Leistung gelingt“, sagte der Sportsoldat. Schließlich dominierten einmal mehr die im Augenblick scheinbar unschlagbaren Norweger. Olympiasieger Johannes Thingnes Bö und der 23 Jahre alte Sturla Holm Lägreid bei seiner ersten Weltcup-Teilnahme in Oberhof waren auch diesmal das Maß der Dinge.

Dennoch machte sich Erleichterung im deutschen Lager breit. Einmal wurde deutlich, dass für den Erfolg jedoch ein Rad perfekt ins andere passen muss. Peiffer nämlich war diesmal mit besserem Material ausgestattet: „So stimmen auch die Laufzeiten. Und wenn man merkt, man ist auf der Strecke konkurrenzfähig, tut man sich auch am Schießstand leichter, weil man nicht ganz so ausgelastet ist.“ Tatsächlich blieb er in seinem 350. Weltcup-Wettbewerb seiner Karriere fehlerfrei.

Wie Erik Lesser. „Endlich hat alles gepasst, so wie ich mir es vorgenommen habe“, atmete der Oberhofer auf, der selbst den letzten Treffer sicher ins Schwarze der 50 Meter entfernten Scheiben setzte. Plötzlich war bei dem Thüringer die zuletzt vermisste Lockerheit zurück.

Dass sein Teamkollege Peiffer ihm knapp den Platz auf dem Treppchen wegschnappte, konnte Lesser verschmerzen. „Ich gönne ihm das. Mir wurden unterwegs seine Zwischenzeiten zugerufen. Aber diesen Vorteil konnte ich nicht nutzten, deshalb hat er verdient das Duell gegen mich gewonnen“, sagte der Thüringer.

Auch die deutschen Frauen hoffen nun auf einen Leistungsschub, wenn sie heute mit dem Sprint in den zweiten Teil des Oberhof-Weltcups einsteigen. Der Fokus ist vor allem auf Denise Herrmann gerichtet. Läuferisch sucht die einstige Langlauf-Spezialistin noch ihre Bestform. Zudem hat sich die Zusammenarbeit mit dem neuen Schießtrainer Engelbert Sklorz noch nicht bezahlt gemacht.

„Es sind die einzelnen Hirnwindungen, die ich zu viel anstrenge auf der Matte“, sagte Herrmann, die in diesem Winter in elf Rennen erst einmal einen Podestplatz erreichte. Zum Glück soll in Oberhof heute der heftige Wind mit Spitzen von mehr als 50 Stundenkilometern abflauen. Mit einem Top-Ten-Ergebnis könnte Denise Herrmann die Segel neu setzen.

Biathlon im TV: Sprint der Frauen, heute, 14.30 Uhr, ARD und Eurosport