Eisenach. Der sportliche Leiter des Handball-Zweitligisten ThSV Eisenach, über die aktuelle Situation, Nachwuchs und die nahe Zukunft.

Maik Nowak ist in der Trainer-Szene im deutschen Handball allseits bekannt. Am 1. September 2020 übernahm der 56-Jährige übernahm er die Aufgabe des sportlichen Leiters beim Handball-Zweitligisten ThSV Eisenach. Unsere Zeitung sprach mit dem Thüringer über die aktuelle Lage und einen Ausblick auf die neue Saison.

Wie hat sich das Zweitbundesligateam aus Ihrer Sicht entwickelt?

Mit der Punkteausbeute sind wir nicht zufrieden. Darüber hinaus bezogen wir auswärts zu hohe Niederlagen. Eine Aufgabe der Mannschaft wird es sein, das wettzumachen. Gegen den VfL Lübeck-Schwartau, nach einer 21:32-Niederlage beim Hinspiel, ist uns das beim 30:30 im Rückspiel gelungen. Vielleicht haben wir sogar einen Punkt vergeben – dem Spielverlauf nach vielleicht sogar gewinnen müssen. Aber es geht nicht nur um die Punkteausbeute, wir wollen die Spieler besser machen, einen anderen, einen modernen Handball spielen, aus einer aktiven, agierenden Abwehr ins schnelle Spiel kommen. Ich sehe uns dabei auf einem guten Weg. Verletzungen auf wichtigen Positionen, Rückraum Mitte, Kreis und Rückraum links, haben das bisher erschwert. Eine Verbesserung im Positionsangriff gehört dazu. Unter anderem versuchen wir per kontinuierlicher Video-Eigen-Analysen die Entwicklung unserer Mannschaft voranzutreiben. Ich gehe davon aus, wenn Spieler mit individueller Qualität lernen, einfachen, klugen und effizienten Handball zu spielen, werden sie um 25 Prozent besser. Wir müssen analysieren, auswerten und weiterentwickeln. Da geht noch einiges.

Wie sehen Sie das Mannschaftsgefüge beim ThSV?

Ich habe meines Erachtens ein suboptimales Mannschaftsgefüge vorgefunden. Allein das bedarf viel Mühe und Aufwands, um die richtigen Typen zu finden, die in unsere Mannschaft passen. Es hat sich schon einiges getan, es wird sich weiteres verändern. Das Team heißt für uns alles. Niemand darf sich über das Team stellen. Wer das nicht versteht, kann sein Glück woanders suchen. Das macht den Geist der Mannschaft aus. Das wollen wir mittelfristig erreichen, und ich sehe uns auf dem richtigen Weg dahin.

Die Punktspielsaison endet am 26. Juni 2021. Welche Ziele werden bis dahin verfolgt?

Unser oberstes Ziel ist es, weiter der 2. Bundesliga anzugehören, und damit der Kampf um den Klassenerhalt. Das hat oberste Priorität. Gleichzeitig gilt es auf diesem Weg, die Mannschaft in allen Bereichen zukunftsfähig zu machen. Wenn wir den zweiten Teil der Saison abrechnen, werden wir sehen, in welchen Entwicklungsfeldern wir weit vorangekommen sind. Dann haben wir vieles richtig gemacht.

Für den Nachwuchs des ThSV Eisenach, auch die leistungsorientierte A- und B-Jugend, gibt es seit Monaten keinen Trainings- und Wettkampfbetrieb…

Unsere Nachwuchsabteilung befindet sich nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie in einer schwierigen Situation. Aus meiner Sicht bestehen zwei Hauptziele struktureller Natur. Da ist das nicht zur Wirkung kommende Sportinternat mit 24-stündiger Betreuung an sieben Tagen in der Woche. Dafür benötigen wir die pädagogisch geforderte Hilfe. Darüber hinaus brauchen wir einen Nachwuchs-Leistungssportkoordinator. Die Stelle ist ausgeschrieben. Schade, dass sich ein sehr, sehr guter Kandidat nicht für den ThSV Eisenach entschieden hat. Wir suchen nach der bestmöglichen Lösung. Neben der Klärung der strukturellen Probleme, müssen wir einen neuen, leistungssportorientierteren Geist entwickeln. Positive Beispiele sind Ole Gastrock-Mey und Tom Steiner, die beim Zweitbundesligateam mittrainieren dürfen. Sie sollten zugleich Motivation für andere Talente sein, sich auch auf diesen Weg zu machen.

Was bedeutet die nun einjährige Pandemie für den Handball in Deutschland insgesamt und beim ThSV im Speziellen?

Die Möglichkeit, Handball trainieren und spielen zu dürfen, sollten wir mit Demut genießen. Das ist vielen anderen Menschengruppen in unserem Land nicht vergönnt. Das allein schon sollte Motivation sein, jeden Tag das Beste zu geben. Unser Dank geht an den Verein und die Stadt Eisenach, die es uns ermöglichen, unter Pandemiebedingungen trainieren und spielen zu dürfen. An uns ist es, dafür etwas zurückzugeben. Dabei meine ich mehr, als wie zuletzt erneut durch unsere Mannschaft geschehen, die Tische für die Stadtratssitzung in die Halle zu tragen. Die Pandemie beinhaltet für uns alle unwahrscheinlich viele Herausforderungen. Ja, wir können keine Zuschauer direkt in den Hallen erfreuen, doch per sportdeutschland.tv vermitteln wir, dass die Mannschaft alles gibt.