Leverkusen. Im Sommer 2018 war Paulinho für 18,5 Millionen Euro mit großen Hoffnungen nach Leverkusen gekommen. In den anderthalb Jahren seitdem war der Brasilianer Ergänzungsspieler. Und oft nicht einmal das. Das Spiel am Samstag könnte sein Durchbruch gewesen sein.

Vor den Journalisten wirkte Paulinho noch ein bisschen nervöser als vor seinem Startelf-Debüt auf dem Platz. "Não", nein, auf Deutsch wolle er nicht reden, sagte der 19 Jahre alte Brasilianer von Bayer Leverkusen.

Und auch in seiner Heimatsprache Portugiesisch wirkte er bei den Antworten angespannt, zog sich mit den Händen ständig seine Sporthose hoch bis unter die Hüften.

"Ich bin sehr erleichtert", sagte Paulo Henrique Sampaio Filho, wie er mit bürgerlichem Namen heißt. Im April 2018 hatte Bayer ihn für 18,5 Millionen zu seinem 18. Geburtstag Mitte Juli verpflichtet. Fast anderthalb Jahre musste er auf seine erste Startelf-Nominierung in der Bundesliga warten. Und setzte beim 4:0 (2:0) gegen Eintracht Frankfurt mit zwei Toren (49./55.) und einer Vorlage für Karim Bellarabi (15.) gleich ein Ausrufezeichen. "Ich musste lange warten, und das war nicht einfach", sagte Paulinho: "Aber ich habe immer gesagt: Wenn ich die Chance bekomme, muss ich sie nutzen. Und das habe ich getan."

Sowohl im Sommer als auch im Winter schien eine Ausleihe möglich. Ende des vergangenen Jahres wirkte der Brasilianer frustriert und in sich gekehrt. Die Wende kam mit der südamerikanischen Olympia-Qualifikation Ende Januar. Paulinho führte Brasiliens U23 mit drei Toren und vier Vorlagen nach Tokio und kam mit breiter Brust zurück. "Diese Erfahrung war sehr gut für mich", sagte er am Samstag: "Olympia ist für Brasilien eine große Sache. Und ich habe dort über mehrere Spiele Rhythmus bekommen."

Und inzwischen offenbar auch eine Position. "Pauli ist als linker Außenstürmer hierherkommen. Aber ich habe damals schon gesagt, dass ich ihn eher im offensiven Mittelfeld sehe", sagte Trainer Peter Bosz. Auf der Zehn spielte Paulinho auch gegen Frankfurt. Was aber nur deshalb möglich war, weil Lucas Alario, der nach der Verletzung von Kevin Volland zum Alleskönner wurde, am Samstag eine Pause bekam und Nationalspieler Kai Havertz in die Spitze vorrückte. Was nicht nur wegen eines Tores und einer Vorlage (4.) ebenfalls herausragend funktionierte. "Kai ist für mich Offensivspieler, deshalb war das keine große Änderung", sagte Bosz lapidar.

Weil Bayer inzwischen so einen breiten Kader hat und so viele Alternativen, tanzen die Leverkusener erfolgreich auf drei Hochzeiten. Im DFB-Pokal im Halbfinale, in der Europa League im Achtelfinale, in der Liga wieder voll dabei im Kampf um die Champions League. Elf Siege aus den letzten 13 Spielen feierte die Werkself. Aktuell ohne Volland. Ohne Nationalspieler Nadiem Amiri. Ohne Kapitän Lars Bender. Und am Samstag ab der 35. auch ohne Abwehrchef Sven Bender, der sich das Knie verdrehte. Auf sechs Positionen hatte Bosz seine Elf verändert, die Erfolgsserie ging aber weiter.

Für die Eintracht wird es dagegen langsam brenzlig. Auch sie steht im Halbfinale des DFB-Pokals und im Achtelfinale der Europa League. Doch in der Liga schlitterte sie als schwächste Auswärts-Mannschaft langsam in den Abstiegskampf. "Wir müssen ganz schnell Abstand nach unten schaffen", sagte Abwehrspieler Almamy Touré.